Seit einigen Wochen hat sich VoxEurop dem Projekt #OpenEurope angeschlossen, das mehrere Medien, NGOs und europäische Vereine versammelt und darauf abzielt, die "konkrete Solidarität, die zur Hilfe für Flüchtlinge entsteht, zu erzählen; und ein europäisches Projekt zu verteidigen, das seinen Werten von Asyl, Offenheit und Aufnahme treu bleibt."

Wir denken, dass die Krise der noch nie dagewesenen Zahlen an Migranten und Flüchtlingen, die in Europa ankommen, kein kurzzeitiges Phänomen ist; und eines, das von den Regierungen, den europäischen Institutionen und Bürgern Europas eine Antwort verlangt, die im Einklang mit der humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderung ist, die diese Krise bedeutet.

Wenngleich Europa, Land der Emigration, seit Jahrzehnten ein vorrangiges Ziel jener ist, die woanders eine bessere Zukunft suchen – angefangen mit Menschen aus den früheren Kolonien –, ist Europa heute vor allem Ziel für jene Syrier, Libyer, Eri­t­re­er oder Iraker, die Verfolgung und Krieg flüchten. Kriege, in denen die Europäischen Staaten, durch Intervention oder Untätigkeit, eine Rolle gespielt haben. Sie haben also Verantwortung, wenn nicht rechtlich, dann moralisch – dieses Wort in der Politik überhaupt noch eine Bedeutung hat. Daher sollten sie bei der Beurteilung von Asylanträgen mehr Gutwillen und Großzügigkeit zeigen.

Untern den zigtausenden Menschen, die an die Tore Europas klopfen befinden sich auch "Wirtschaftsemigranten", die Arbeit und ein besseres Leben für ihre Familien suchen. Diese sollten nicht mit Flüchtlingen verwechselt werden, sollten aber von vereinfachten Prozeduren profitieren, die durch Büros der EU in den betroffenen Ländern abgewickelt wird. Und vor allem sollten sie ein besseres Image in der öffentlichen Meinung bekommen. Dafür müssen die politischen Verantwortlichen aufhören, die Idee zu verbreiten, wirtschaftliche Immigration sei eine Gefahr für unseren Wohlstand und Wohlfahrtsstaat: Mehrere Studien belegen mit Zahlen das Gegenteil. Bedrohen sie unsere Zivilisation und Kultur? Diese sind sicherlich gefestigt genug – und werden auch schon exportiert.

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In einer Wirtschaftskrise ist es vielleicht nicht einfach – dennoch sollten Politiker ihre Mitbürger leiten, und nicht den Trieben der Masse folgen. Doch braucht es dafür, und zur Verteidigung gerechter Maßnahmen, Vision und Rückgrat – beides fehlt unseren Politikern derzeit. Die Verhandlungen über Quotenregelungen haben dies noch einmal bewiesen. Es geht nicht darum, "alle Misere der Welt aufzunehmen", wie es oft genannt wird; die meisten Menschen dieser Welt wollen in Ruhe bei sich wohnen. Aber es geht darum, jenen, die Schutz brauchen oder etwas mitbringen können, einen Platz zu finden.

Dennoch beweisen viele Initiativen, die überall in Europa entstehen, die Werte die unseren Kontinenten ausmachen: Solidarität, Menschlichkeit, Mitgefühl, Großzügigkeit haben immer noch Anhänger. Es sind jene Werte, die nach dem Zweiten Weltkrieg die europäischen Politiker und Befürworter der Europäischen Union dazu gebracht haben, ihre Eigeninteressen zur Seite zu legen um eine Gemeinschaft zu gründen, die den Frieden zwischen den Mitgliedern garantierte und zur ersten Wirtschaftsmacht und einem sozialem Modell wurde. Enttäuschen wir sie nicht.

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