Das Titelblatt von La Tribune zeigt eine Schiefertafel, auf der zu lesen ist: „Haushalt zum Schulanfang: Eine Quittung von 11 Milliarden“. Am Vortag hatte die Regierung ihren Sparhaushalt für 2012 bekannt gegeben. Der Plan sieht Steuererhöhungen von rund 10 Milliarden Euro vor. Betroffen seien „Reiche, Unternehmen, Sparer und Verbraucher“, resümiert das Wirtschaftsblatt. Der Plan habe „zwei Funktionen: Mitten in der Schuldenkrise die Finanzmärkte zu beruhigen und zu zeigen, dass die Regierung neue Einnahmequellen sucht, um das Defizit zu senken.“ Die zweite Funktion sei „zu zeigen, dass es angesichts der heiklen Finanzlage Frankreichs Zeit ist für Solidarität, anstatt Reichen zu helfen noch reicher zu werden.“
Und in der Tat: Am 23. August veröffentlichten 16 „Superreiche“, darunter Liliane Bettencourt (L’Oréal) oder Christophe de Margerie (Total) einen Appell im Magazin Le Nouvel Observateur“, in welchem sie die Regierung auffordern, sie mehr zu besteuern, um das Haushaltsdefizit zu senken. „Es ist schon amüsant zu sehen, dass jene, die zuvor mit Steuerflucht drohten, sich heute für höhere Steuern aussprechen“, schreibt La Tribune in ihrem Leitartikel. „Diese Steuer 3 Prozent mehr für hohe Einkommen bleibt jedoch symbolisch, denn sie trägt nur mit 200 Millionen Euro zum gesamten Elf-Milliarden-Paket bei.“
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