Zu Anfang seiner Amtszeit überging Barack Obama Europa zugunsten von Asien oder der arabischen Welt. Nun wird es wieder zur Priorität für den amerikanischen Präsidenten. Für die Tageszeitung Le Monde ist der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Washington (am 6. und 7. Juni), sowie die Teilnahme Obamas am G-8-Gipfel in Deauville das Zeichen eines Sinneswandels in der amerikanischen Außenpolitik. „Doch warum jetzt?“, fragt Le Monde. Weil „sich die Zusammenarbeit mit China und Brasilien als schwierig herausgestellt hat. Schwierig auch, etwas von der Türkei zu erreichen. Obama hat wiederentdeckt, dass sein verlässlichster Partner Europa ist“, erklärt gegenüber der Tageszeitung Charles Kupchan vom Think Tank Council of Foreign Relations.
Zudem würden die jüngsten Ereignisse, wie die arabischen Revolutionen, Europa wieder einen strategischen Platz verleihen, den Präsident Obama nicht vernachlässigen könne: „Die Amerikaner brauchen die Briten und Franzosen, aber auch die NATO, und dies sowohl aus militärischer als auch finanzieller Sicht“, notiert Le Monde.
Barack Obama „hofiert die Europäer auch bei der Frage Israel-Palästina.“ Washington fürchtet isoliert dazustehen, „wenn es im September in der UNO um die Frage der Anerkennung eines palästinensischen Staats geht.“ Eine Frage, die unter den Europäern jedoch „ein mächtiger Faktor der Spaltung“ sei.