Nachrichten Die Europäerin der Woche
Auf der Berlinale zertifiziert: Agata Buzek steht für die Nouvelle Vague des polnischen Films. © Kadr.com

Agata Buzek, Papas talentiertes Liebchen

Die Berlinale kürte sie zu einer der zehn besten europäischen Jungschauspieler des Jahres. Eine begehrte Rolle nach der anderen wird mit der polnischen Akteurin besetzt. Die Tochter des Präsidenten des EU-Parlaments ist nämlich gerade dabei, sich einen Vornamen zu machen.

Veröffentlicht am 19 Februar 2010 um 10:47
Auf der Berlinale zertifiziert: Agata Buzek steht für die Nouvelle Vague des polnischen Films. © Kadr.com

Böse Zungen behaupten, dass der ehemalige polnische Regierungschef Jerzy Buzek, der gegenwärtig Präsident des Europäischen Parlamentes ist, eine schützende Hand über seine Tochter hielt. Ihr habe Agata Buzek ihre Karriere zu verdanken. Als lächerliche Behauptungen haben sich derartige Gerüchte nun erwiesen. Denn Agata, die auf der Berlinale mit dem Titel Shooting Star 2010 gekrönt wurde, gehört seit dem 15. Februar zur Elite der zehn besten europäischen Schauspieler.

Ein Erfolg für die Kinowelt des Landes an der Weichsel? Ja. Und zwar ein ganz gewaltiger. Vor allem weil diese Filmproduktion mehr als jede andere "made in Polen" sich im Glanz der Lichter des 60. Internationalen Filmfestivals in Berlin sonnen konnte. Hinter Agata Buzek liegt eine anstrengende Woche. Mit dem Preis in der Tasche erwartet sie nun aber noch mehr Arbeit. Das ganze Jahr 2010 über stehen die Shooting Stars im Mittelpunkt der internationalen Kinoszene, ganz besonders anlässlich der großen Festivals. Das ist der Preis für die Berühmtheit. Immerhin wurden sie zu den Botschaftern des europäischen Kinos erkoren.

Schauspielerin, aber vor allem Bürgerin

Von der Schauspielerei träumte Agata Buzek schon als Jugendliche. Damals verbrachte sie ihre Zeit in der Ballettschule Gliwice und nahm anschließend Schauspielunterreicht bei Dorota Pomykała in Kattowitz. Als sie 1999 ihr Diplom an der Theaterakademie in Warschau erhielt, hatte sie schon mehrere Rollen gespielt. Die wirklichen Erfolge ließen aber noch auf sich warten. 2001 verkörperte sie die Pavetta in Wiedźmin (Der Hexer). Das Urteil der Kritiker lautete "interessant". Und dies obwohl die Adaptation der Novellen von Andrzej Sapkowski bei den Kinoliebhabern eigentlich keine Begeisterungsstürme ausgelöst hatte. 2002 triumphierte sie in der Rolle der Heldin Klara in Andrzej Wajdas Zemsta (Die Rache), einem Kostümfilm nach dem Theaterstück von Aleksander Fredro. Diese sehr energische Rolle spielte sie so gut, dass sie von der Jury des Preises der Adler der polnischen Kinoakademie für die beste Nebenrolle nominiert wurde.

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"Vor allem bin ich eine Schauspielerin, die von sich nicht sagen kann, dass die die Welt um sich herum nicht wahrnimmt", erklärte Agata Buzek vor sechs Jahren. 2004 engagierte sich die Schauspielerin anlässlich der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine als Wahlbeobachterin. Zudem unterstützt sie die Solidaritätsbewegung mit Weißrussland und nimmt an den von der Humanitären Aktion Polens organisierten Spendensammlung für die Konstruktion von Brunnen im Sudan teil. Und als ob dies noch nicht reichen würde: Die Schauspielerin arbeitet auch mit Viva zusammen, einer Stiftung zur Verteidigung der Rechte von Tieren.

Ihre Darbietung? - Interessant.

Nach Glinaé (Der Bulle) (2003), Valerie (2006), Tajemnica twierdzy szyfrów (Das Geheimnis der Festung der Geheimcodes) (2007), Rys (Der Luchs) (2007), Teraz albo nigdy (Jetzt oder nie) (2008) machte sie Rewers von Borys Lankosz vor einem Jahr richtig berühmt. Dieser Film gewann sieben Goldene Löwen beim 34. polnischen Kinofestival in Gdynia (dem wichtigsten polnischen Filmfestival). Agata Buzek gewann zwei Preise: Zum einen als beste Schauspielerin, zum anderen den Publikumspreis von Zbyszek Cybulski.

Bei den Dreharbeiten von Rewers – einem an der polnisch-stalinistischen Realität orientierten Thriller – konnte sie ihr Talent voll und ganz unter Beweis stellen. Gekonnt verkörpert sie Sabina, eine kleine unauffällige graue Maus, die bei einem beliebten polnischen Herausgeber angestellt ist. Im Gefühlschaos verworren vergiftet sie ihren teuflischen Liebhaber (Marcin Dorociński), einen Offizier der Staatssicherheit. Damit überzeugte sie nicht nur das Publikum, sondern auch die Kritiker, obwohl sich diese eigentlich immer unzufrieden zeigen.

Welche Beschreibung ist Agata Buzek, der berühmtesten polnischen Schauspielerin der letzten Jahre, also würdig? Berühmtheit interessiert sie wenig. In der Regenbogenpresse glänzt sie mit Abwesenheit. In ihren Interviews gibt sie sich diskret und vernünftig. Mutter Natur stattete sie zudem mit einer bemerkenswerten Schönheit aus (im Alter von 23 Jahren arbeitete sie als Model in Paris). Auch verfügt sie über eine wirkliche Persönlichkeit (und steht auch in der Öffentlichkeit zu ihrem Katholizismus). Alles in allem eine gar nicht so schlechte polnische Visitenkarte für die Welt des Kinos.

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