„Das System löst sich auf“, warnt Espresso nach der ersten Runde der Kommunalwahlen vom 6. und 7. Mai. Die konservativen Parteien, die 2008 die letzten Parlamentswahlen gewonnen hatten, erfuhren einen Einsturz und auch die Kandidaten der Lega Nord und des Popolo della Libertà (dt.: Volk der Freiheit) kamen in vielen Gemeinden nicht weiter. Doch nicht etwa die Linksliberalen profitieren davon: Die Protestwahl kam vor allem dem Movimento 5 Stelle (dt.: 5-Sterne-Bewegung) von Beppe Grillo zugute. Mit über zehn Prozent der Stimmen in vielen Gemeinden könnte das aktuelle politische Phänomen mehrere Ämter davontragen.
Der ehemalige Komiker Grillo ist für seine Polemiken bekannt und unterhält einen Blog mit einer großen Leserschaft. Der 64-Jährige gründete seine Partei im Jahr 2009 und unternahm eine Reihe von Meetings mit Schaucharakter, in welchen er diverse politisch-finanzielle Skandale sowie die Unzulänglichkeiten der „Kaste“, wie man die italienische Führungsklasse nennt, anprangerte.
„Wie alle Protestbewegungen bringt auch die von Beppe Grillo einen wohltuenden frischen Wind ein“, schreibt Espresso, „doch sie verkörpert auch den demagogischen Geist derer, die davon träumen, Mario Monti, seiner Regierung, seine Steuern und seine wachstumslose Sparpolitik zu stürzen.“Corriere della Sera stößt ins selbe Horn:
Gewiss, Grillo ist ein Schmierenkomödiant, der mit seinen wolkenbruchartigen Tiraden auch an populistischen und antipolitischen Auffassungen kitzelt [...] Doch sein Programm enthält viele Vorschläge: Vom Müllmanagement bis zur Ablehnung des einfachen Wachstums durch Immobiliengeschäfte, von der Transparenz der Behörden bis zum Einsatz des Internets auf dem Niveau eines westlichen Staates.