Das Phänomen greift um sich und beunruhigt den Falter: “Der Exorzist am Krankenbett”, titelt die Wiener Wochenzeitung: “50 Teufelsaustreibungen führt allein der Chef-Exorzist der Diözese Wien pro Jahr durch. Auch im Spital?” In der Titelgeschichte listet das Blatt die Indizien auf: Ein Kongress, der von genanntem Exorzisten und dem Oberarzt der Neuropsychiatrischen Station des zweitgrößten Krankenhaus Wiens organisiert wurde und auf dem über die Frage der “Besessenheit jenseits der Psychose” referiert wurde. Aber auch katholische “Fundamentalisten am Krankenbett von Psychiatriepatienten in öffentlichen Krankenhäusern” und Psychiater, die ihre “Patienten gemeinsam mit einem Exorzisten behandel[n]”. Psychisch kranke Menschen, die “bezichtigt werden, vom Satan besessen zu sein”, werden doppelt stigmatisiert, bemerkt der Falter.
– “Willkommen in der katholischen Gegenwart.” Die entspreche zwar nicht mehr den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils, fülle dafür aber die Kirchen, mit einer “Mischung aus Esoterik, Mystizismus und Okkultismus. [...] Der Erfolg gibt der Kirche Recht: In Österreichs Diözesen wird erzählt, man könne sich der Nachfrage nach Exorzismen kaum erwehren.“