Die richtige europäische Gemeinschaft

Die Fiskalunion als Ergänzung der Gemeinschaftswährung ist der einzige Ausweg aus der Krise – ohne damit die kulturellen Unterschiede einzuebnen. Das richtige Europa ist eine Lerngemeinschaft, gegründet auf Freiwilligkeit und Selbstbestimmung, meint der deutsche Schriftsteller und Publizist Martin Walser.

Veröffentlicht am 28 August 2012

Jeden Abend werden wir unterhalten mit Meinungen zur Krise. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich den jeweiligen Experten daraufhin abhöre, ob er Europa (noch) will oder ob er uns zurücksteuern will in die eurolose Währungsvielfalt.

Meine Zustimmung hat nur der, der die europäische Union auch als Währungseinheit will. Es gibt den Euro. Er ist mehr als eine Währung. Dass sich heute ein europäisches Land vom Euro trennen muss, zurückstürzen soll ins Devisenzeitalter, ein Spielball jeder Spekulation, ist ein Horrorszenario.

Vor Jahren hat der Schweizer Konservative Christoph Blocher, die Schweiz betreffend, gesagt, eine Währungsunion ohne Fiskalunion könne nicht funktionieren. Das haben wir inzwischen am eigenen Finanz-Leib zu spüren bekommen. Zum Glück wurde die Währungsunion riskiert, ohne fiskalische Union. Die muss jetzt, nachträglich, geschaffen werden. Das ist eine praktisch lösbare Aufgabe, die nicht mit einer Vision gelöst wird, sondern mit einem Schritt für Schritt zu schaffenden Gesetzeswerk. Und dann fragt ein Experte groß, ob die Europäer wegen einer gemeinsamen Währung „ihre kulturellen Unterschiede einebnen“ sollten!

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