Es lebe die Jugend

Veröffentlicht am 9 Oktober 2009

Eine der von Internazionale, dem italienischen Partner von Presseurop.eu, Anfang Oktober beim jährlichen Festival in Ferrara organisierten Diskussionen hatte zum Thema: "Der Verlauf Europas 1989-2009: vom Enthusiasmus zum Skeptizismus". Auf den ersten Blick kein Thema, das die Massen begeistert – auch angesichts der Uhrzeit (Sonntagmorgen) und der gleichzeitig stattfindenden anderen Veranstaltungen. Und doch war der Saal zum Bersten voll und mehrere Dutzend Menschen warteten geduldig im mittelalterlichen Schlosshof des Castello Estense auf die Debatte zwischen einem tschechischen, einem deutschen und einem rumänischen Journalisten sowie Roberto Santaniello einem Vertreter der EU-Kommission in Italien.

Das Publikum bestand zum Großteil aus jungen Leuten, Italienern und Ausländern, die sich nicht scheuten, präzise Fragen über die Funktionsweise der Union und ihrer Institutionen zu stellen, u.a. auch über die Zentralbank. Die Überlegungen hinter ihren Fragen verrieten eine gewisse Ungeduld gegenüber dem Aufbau Europas: Ihrer Meinung nach geht es nicht schnell genug voran, und die Hypothese eines Bundesstaats – die in Europa heute völlig in der Minderheit steht – schien sie nicht zu ängstigen. Im Gegenteil, sie wollten mehr Union und weniger Staat, und machten sich Gedanken darüber, ob die Annahme des Vertrags von Lissabon die Dinge wieder in Bewegung bringen werde. Zugleich waren sie beunruhigt über den Mangel an Transparenz und an direkter Demokratie in den europäischen Entscheidungsprozessen.

Es ist schon lange bekannt, dass die Jugend die euro-enthusiastischste Bevölkerungsschicht ist. Das ist verheißungsvoll für die Zukunft. Unsere Führungskräfte, die so vorsichtig sind und so prompt die Verantwortung für ihre eigenen Niederlagen auf Brüssel abwälzen, täten gut daran, sich dies zu Herzen zu nehmen.

GPA.

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