Exportchampion zu sein ist nicht immer ein Vorteil

Veröffentlicht am 20 Dezember 2012

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„Die Slowakei produziert schon zu viel für die Welt“, heißt es in der Pravda. Die Tageszeitung erklärt, dass die Exporte nunmehr 94 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmachen. Durch dieses Verhältnis wird die Slowakei nach Malta, Luxemburg und Ungarn zu einem der meistexportierenden EU-Staaten sowie zu einem der handelsoffensten Ländern der Welt. Die slowakische Wirtschaft wird von der Automobilbranche unterstützt: 2012 wurden 850.000 Fahrzeuge hergestellt, also 157 pro 1000 Einwohner. Doch, wie die Tageszeitung betont:

Theoretisch sollte man sich über diese beiden Rekorde freuen können. Doch bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass das Ganze eher nachdenklich stimmt. Beides zeugt von einer enormen Abhängigkeit und Anfälligkeit unserer Wirtschaft.

Die Pravda warnt also vor der Gefahr, zum Detroit des Ostens zu werden, also zu einer dieser „Geistergegenden“ wie in den Vereinigten Staaten, falls diese Mono-Industrie eines Tages verschwinden sollte.

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Die Wirtschaftsexperten betonen, dass das Wirtschaftswachstum der Slowakei nur auf dem Papier besteht: Es reduziert die Arbeitslosigkeit nicht und füllt auch nicht die Staatskassen. Die Automobilhersteller profitieren von einem niedrigen Steuersatz und da der Großteil der Produktion exportiert wird, bezieht die Slowakei keine Steuern auf die Absätze. Das Land ist zu sehr vom Handel abhängig und erzeugt nur wenig für den eigenen Markt. Demzufolge schreibt die Pravda:

Ein schnelles Rezept, um die Öffnung des Marktes kurzfristig zu reduzieren, gibt es nicht. Der einzige Weg besteht darin, gute Bedingungen für die ansässigen Unternehmen zu schaffen und sich auf Branchen mit höherem Mehrwert zu verlagern.

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