Fast ein Drittel der Mitglieder des Internationalen Währungsfonds (IWF) hegte Zweifel an der Wirksamkeit des Rettungspakets für Griechenland, dem sie am 9. Mai 2010 dennoch zustimmten. Sie kritisierten den Plan, weil er keine Schuldenabschreibung enthielt und „die schmerzlichen Anpassungen auf die Griechen abwälzte, ohne etwas von ihren europäischen Gläubigern zu verlangen“, schreibt das Wall Street Journal.
Die Wirtschaftszeitung hat eine Flut von vertraulichen Protokollen einer Konferenz des IWF-Vorstands erhalten und enthüllt nun, dass mehrere Staaten ihre Bedenken über das „enorme Risiko“ des Rettungsschemas geäußert hatten – entgegen der öffentlichen Erklärungen, es habe keine Zweifel gegeben.
Dies sickerte kurz vor der Jahresversammlung des IWF in Washington am 11. Oktober durch, während der Fonds den Druck auf europäische Regierungen verschärft: Sie sollen Griechenland einen Teil der Schulden erlassen oder sie riskieren, die Unterstützung des IWF für zukünftige Rettungspakete zu verlieren. Im Juni gab der IWF Versäumnisse in seiner Handhabung der griechischen Rettung zu.
Nach Angaben des Wall Street Journal stammt diese Nachdrücklichkeit des IWF von einer „Bitterkeit“, die viele nichteuropäische Mitgliedsstaaten über die Verhandlungen von 2010 verspürt hatten. Durch diese sollte das umstrittene Abkommen abgesegnet werden, das zwar Steuererhöhungen und hohe Kürzungen der Staatsausgaben, aber keine Umschuldung enthielt:
Manche der Andersdenkenden bei der Konferenz und ein Teil der IWF-Mitarbeiter sind der Meinung, die Interessen der europäischen Mächte seien über diejenigen Griechenlands gestellt worden, dessen Wirtschaft seit 2009 um ein Fünftel zurückgegangen und dessen Arbeitslosenquote auf fast 28 Prozent angestiegen ist.
Den Protokollen zufolge erklärten manche europäische Mitgliedsstaaten, es sei keine Umschuldung im griechischen Rettungspaket enthalten, weil man befürchtet hatte, die Ansteckung könne auf andere Länder wie Frankreich und Deutschland übergreifen.
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