Es ähnelt einer langsamen Implosion. Von allen Seiten wirken "Zentrifugalkräfte mit zerstörerischer Wirkung" wie Die Presse letzte Woche schrieb. Die Deutschen wollen nicht für die Griechen zahlen. Frankreich weiß nicht, wie es den deutsch-französischen Motor wieder ankurbeln kann. Spanien und Italien müssen jetzt auch sparen und ihr Gewicht innerhalb der Union hat sich in Luft aufgelöst. Die USA zeigen sich besorgt und klopfen den undisziplinierten Europäern auf die Finger. Und am Rande der Krise tanzen die Ungarn und Slowaken den "Nationalisten-Tango", wie Népszabadság den Staatsbürgerschaftsstreit bezeichnet.
Die Europäische Union ist aber nicht nur die Summe ihrer Mitgliedsstaaten. Die Institutionen, allen voran die Kommission und der Europäische Rat, müssen nun Zeichen setzen, gerade weil die historischen Zielsetzungen verschwimmen. Seit Monaten ist vom Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso kaum etwas zu vernehmen. Er ist unfähig, dem Projekt Europa neuen Schwung zu geben. Und Ratspräsident Herman Van Rompuy scheint damit überfordert, die Staaten zu verantwortlichem Handeln zu bringen.
Zugegeben, die Aufgabe ist auch für die EU-Vertreter alles andere als einfach, denn die Staaten machen derzeit alle, was sie wollen, wie man anhand der Vorstöße des Binnenmarktkommissars Michel Barnier und seiner Kollegin vom Klimasschutz Connie Hedegaard sehen kann. Ersterer schlug eine Bankenabgabe vor, um nationale Rettungsfonds für kriselnde Geldinstitute zu schaffen. Doch Großbritannien und in minderem Maße Frankreich legen sich quer. Ob die Debatte weiter geführt werden wird, ist ungewiss.
Beim Vorschlag des Heraufsetzens der CO2-Reduktionsziele bis 2020 von 20 auf 30 Prozent drückten sofort Frankreich und Deutschland auf die Bremse. Dabei wäre ein gemeinsames Modell für Umwelt- und Wirtschaftspolitik die Gelegenheit gewesen, intelligent europäische Synergien zu mobilisieren und neue Wachstumspotentiale zu erschließen. Zwei Bereiche, in denen Europa noch Vorreiter sein könnte. Dieser Ehrgeiz wurde begraben. Wie gesagt, eine langsame Implosion. Wer wird sie aufhalten? (js) Eric Maurice
Seit den 1980er Jahren und der Finanzialisierung der Wirtschaft haben uns die Akteure der Finanzwirtschaft gelehrt, dass sich hinter jeder Gesetzeslücke eine kurzfristige Gewinnmöglichkeit verbirgt. All das und mehr diskutieren wir mit unseren Investigativ-Journalisten Stefano Valentino und Giorgio Michalopoulos. Sie haben für Voxeurop die dunklen Seiten der grünen Finanzwelt aufgedeckt und wurden für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
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