Moskau punktet gegen Brüssel

Veröffentlicht am 12 Oktober 2010 um 13:09

„In dem unauffälligen, aber bedeutungsschweren Krieg, den die Europäische Union und Russland um die Kontrolle der Erdgasleitungen von Mittelasien nach Europa führen, verzeichnete Moskau gerade einen neuen Punkt gegen Brüssel“, heißt es in La Tribune. Wintershall, eine deutsche Tochter des Chemieriesen BASF, schließt sich bald dem Pipelineprojekt South Stream an. „Das ist ein neuer harter Schlag für Nabucco, das von der EU unterstützte Pipelineprojekt der Konkurrenz, bei welchem das Erdgas aus Mittelasien um Russland herumgeleitet werden soll“. Für die Tageszeitung „würde die Einbringung eines deutschen Unternehmens das über 25 Milliarden Dollar [über 18 Mrd. Euro] schwere Projekt endgültig in Misskredit bringen“. Das von der russischen Gazprom initiierte South Stream wird von der italienischenENI unterstützt. Beide Unternehmen verpflichteten sich im Frühjahr 2010 dazu, jeweils zehn Prozent ihres Anteils der französischen EDF zu überlassen. Nabucco hingegen überzeugt immer weniger, so die Tageszeitung weiter, denn ungenügende Erdgasvorräte rechtfertigen das Bauprojekt nicht mehr. Gazprom habe „die Erdgasvorräte Mittelasiens durch zahlreiche langfristige Abnahmeverträge methodisch trockengelegt, wodurch die potentiell über die Nabucco-Pipeline transportierbaren Mengen vermindert wurden“. „Indem es den Bau der Pipeline ankündigte, ohne sich vorher die Erdgasvorräte zu sichern, tötete Brüssel das Projekt ab“, erklärte Pierre Noël, Spezialist für Energiefragen an der Cambridge University, der Tageszeitung.

South Stream müsse sich trotzdem ein paar Sorgen machen.Nach Angaben des Euobserversoll Koen Minne, Leiter des belgischen Konzerns Enex, im November mit Turkmenistan einen Vertrag über komprimiertes Erdgas (CNG) abschließen. Gemäß diesem Vertrag sollen Enex und ein Konsortium europäischer Firmen jährlich drei bis vier Milliarden Kubikmeter turkmenisches Gas in die EU transportieren. Das Gas würde per Schiff über das kaspische Meer nach Aserbaidschan übergesetzt und dann über die aserbaidschanisch-türkische Pipeline Baku-Tiflis-Erzurum transportiert werden.

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