Nachrichten Der Islam in Europa
Während einer rechtsextremen Demonstration in Warschau am 11. November 2017.

Negative Einstellung gegenüber Muslimen umgekehrt proportional zur tatsächlichen Präsenz

Besonders negativ scheint die Einstellung gegenüber Muslimen im Baltikum und in den Visegrád-Ländern zu sein. Entscheidend ist, dass genau diese Länder die niedrigste geschätzte muslimische Bevölkerung in Europa beheimaten.

Veröffentlicht am 11 Februar 2019 um 20:01
Tomasz Borysiuk  | Während einer rechtsextremen Demonstration in Warschau am 11. November 2017.

In den letzten Jahren hat das Pew Research Center die Demografie der europäischen muslimischen Bevölkerung umfassend untersucht. Im November 2017 zeigte der Bericht„Europas wachsende muslimische Bevölkerung“, dass die muslimische Bevölkerung in Europa unabhängig von neuen Zuwanderungsströmen zunehmen wird. Allerdings ist das Ausmaß des Migrationsphänomens immer noch ein maßgeblicher Faktor, um die potenzielle Größe der zukünftigen muslimischen Bevölkerung zu erklären. Nach den Pew-Schätzungen beträgt der Anteil der Muslime an der europäischen Bevölkerung 2016 etwa 4,9 Prozent (siehe Hinweis zur Methodik, unten).

Abbildung 1 zeigt die EU-Länder, geordnet nach dem Anteil der muslimischen Bevölkerung. Zypern (25,4 Prozent), Bulgarien (11,1), Frankreich (8,8) und Schweden (8,1) führen die Rangliste an. Im Gegenteil dazu verzeichnen Polen, die Slowakei und Litauen einen äußerst niedrigen Anteil der muslimischen Bevölkerung (dicht gefolgt von anderen östlichen und baltischen Ländern, mit Ausnahme von Portugal).

Interessanterweise veröffentlichte Pew im Oktober 2018 einen neuenBericht über die Einstellung der europäischen Länder gegenüber Minderheiten. Der Bericht enthält ebenfalls Daten über die Einstellung der Bürger der EU-Länder gegenüber Muslimen. Um die Einstellungen genauer zu erfassen, fragten die Forscher die Befragten, ob sie „bereit wären, Muslime als Mitglieder in ihre Familie aufzunehmen“ (die Frage wurde nur nicht-muslimischen Personen gestellt).

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Verknüpfung von Bevölkerungsanteilen und Einstellungen

Der Studie zufolge führen die Niederlande, Dänemark und Schweden die Rangliste der Länder mit einer positiven Einstellung gegenüber Muslimen an. Abbildung 3 (unten) zeigt die Ergebnisse der Untersuchung, wenngleich die Grafik den Prozentsatz der „negativen Einstellungen“ (anstelle der positiven) auf der Y-Achse anzeigt. Folglich sind die Länder am unteren Ende diejenigen mit einer positiven Einstellung.

Da Zypern, Luxemburg, Malta und Slowenien nicht untersucht wurden, teilt eine Mehrheit der Bevölkerung positive Ansichten gegenüber Muslimen, und zwar in 13 von 24 Ländern (Gegenüberstellung der Datenpunkte unterhalb der 50-Prozent-Marke auf der Y-Achse). Das interessanteste Ergebnis der Grafik betrifft jedoch die Verknüpfung der beiden Variablen, nämlich des Anteils der muslimischen Bevölkerung (X-Achse) gegenüber dem Anteil der negativen Einstellungen (Y-Achse).

Um diese Beziehung besser zu verstehen, haben wir die Länder in regionale Gruppen eingeteilt und die Durchschnittswerte für jedes Land berechnet.

Demgemäß zeichnen sich die baltischen und die Visegrád-Länder durch die negativsten Einstellungen und gleichzeitig durch die geringsten Anteile muslimischer Bevölkerung aus. Stattdessen sind die westlichen und nordischen Länder, die im Durchschnitt den höchsten Prozentsatz der muslimischen Bevölkerung aufweisen, auch diejenigen, die überwiegend positive Ansichten vertreten.

Hinweis zur Methodik:

Im methodischen Teil des Berichts, „Europas wachsende muslimische Bevölkerung“, beschreibt Pew genau, dass religiöse Identität – d.h. „muslimisch sein“ – auf einem „soziologischen“ Identitäts-Maßstab basiert und nicht auf einem „theologischen“. Demzufolge entspricht der Standard für die Messung der religiösen Identität einer Fragestellung folgender Art: „Was ist Ihre Religion, sollten Sie eine haben“. Mit anderen Worten berücksichtigt die Studie nicht den Grad der Einhaltung strenggläubiger Praktiken und Überzeugungen. Darüber hinaus erklärt Pew, dass die statistischen Volkszählungen oder die Haushaltsbefragungen, auf denen die Schätzung beruht, in etwa der Hälfte der untersuchten Länder die oben genannten Fragestellung umfassen. In den übrigen Fällen basieren die Schätzungen auf einer Bewertung anderer Arten von Daten, wie Bevölkerungsregistern, Einwanderungsdaten und anderen Berichten und Quellen.

Cet article est publié en partenariat avec the European Data Journalism Network

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