"Deutschland hat eine neue Regierung", kündigt die Schlagzeile der Gazeta Wyborcza an. Diese Nachricht ist deshalb in Warschau besonders willkommen, weil das von der neuen Koalition unterzeichnete Abkommen verspricht, "sicherzustellen, dass die deutsch-polnische Zusammenarbeit zu neuem Schwung in der Entwicklung Europas beiträgt". Wie der Bericht in der liberalen Tageszeitung erklärt: "Nie zuvor haben deutsche Politiker die Beziehungen zu Polen in einem so hochrangigen Dokument erwähnt." Laut dem Koalitionsabkommen wird das neue Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel eine Reaktivierung des Weimarer Dreiecks anstreben, ein Forum der deutsch-polnisch-französischen Zusammenarbeit.
Für einen polnischen Diplomaten, der nicht genannt werden möchte, "ist dies eine noch nie dagewesene Initiative, was zeigt welch hohen Wert Berlin auf eine engere Zusammenarbeit mit Warschau legt". Bartosz T. Wieliński, der Berlin-Korrespondent der Tageszeitung, betont, dass nun Fortschritte gemacht werden können: "Sobald die neue deutsche Regierung formiert ist, sollten Berlin und Warschau historische Zwistigkeiten beiseite legen und sich gemeinsam auf Europa konzentrieren." Selbst wenn sie verschiedene Ansichten über die Beziehungen zu Russland oder zu den USA haben, sollten diese Themen ihre Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union nicht beeinträchtigen. "Angesichts der Tatsache, dass Deutschland der größte Staat des alten Europas und Polen der größte Staat im neuen Europa ist", sollte die deutsch-polnische Achse eine Schlüsselrolle spielen, um die Motivation der breiteren europäischen Gemeinschaft anzuspornen, so Wieliński.