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Pressefreiheit: Das Licht, das nicht verlöschen darf

Am diesjährigen World News Day steht der Journalismus an einem Scheideweg: zerbrechlich, aber wichtiger denn je für die Demokratie, die Wahrheit und das Überleben der Zivilisation. Daher, unterstützen Sie die Nachrichten, die Sie unterstützen, fordert Branko Brkic, Gründer des Kontinuum-Projekts.

Veröffentlicht am 25 September 2025

Am diesem World News Day wirkt die Zukunft für viele Menschen so düster, dass sie sie kaum noch sehen können.  Wir leben in einer Zeit des ständigen Wandels, der globalen Unsicherheit und einer tiefen Verunsicherung.

Unsere Welt basiert auf Information, und die Nachrichtenmedien sind ihre tragende Infrastruktur. Wie bei Wasser oder Energie spüren wir ihren Wert jedoch oft erst, wenn die Versorgung zusammenbricht. So ist es auch mit verlässlichem Journalismus: erst wenn er verschwindet, wird deutlich, wie sehr unser Alltag davon abhängt.

Künstliche Intelligenz wird ein wesentlicher Teil unserer gemeinsamen Zukunft sein. Doch sie ist kein Allheilmittel. Kein Algorithmus kann die Hartnäckigkeit einer Reporterin oder die Ausdauer eines Investigativjournalisten ersetzen.

Nur Menschen haben Empathie, moralisches Urteilsvermögen und sind beharrlich bei der Suche nach der Wahrheit. Da alte Institutionen zerfallen und neue nicht in Sicht sind, wird diese Aufgabe jedoch immer schwieriger.

In solch gefährlichen Zeiten sind die Arbeit der Medien, ihre tägliche Berichterstattung und ihre Existenz wichtiger denn je. Wir bleiben die wichtigsten Botschafter*innen der Wahrheit. Wenn wir diesen Auftrag weiter erfüllen wollen, müssen wir uns den kommenden Jahren  mit Nachdruck stellen.

Wir müssen das Bündnis mit den Gemeinschaften, denen wir dienen, erneuern, unsere Beziehung zu Leserinnen, Zuschauer*innen und Hörer*innen festigen und standhalten, auch wenn die Welt ins Wanken gerät.

Wir wollen Wächter*innen an der Grenze sein, die die heutige Zeit von einer allzu realistischen dystopischen Zukunft trennt.

Während Sie dies lesen, befindet sich der Journalismus heute in der prekären Lage zwischen der alten und der neuen Welt.  Er ist zugleich Teil der Geschichte und Motor des Wandels, läuft aber dennoch Gefahr, selbst zum Relikt zu werden.


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Was früher ein komfortabel profitables Geschäft war, ist heute eine krisengeschüttelte Branche mit ungewisser Zukunft. Das alte Geschäftsmodell ist überholt, ein neues nicht erkennbar. Wenn Redaktionen schließen, verlieren Gesellschaften ihre Wächter und Wächterinnen. Denn Korruption blüht im Verborgenen. Die Wahrheit hat immer weniger Verteidiger.

Wir kämpfen darum, uns über Wasser zu halten, während Anfeindungen längst Alltag sind. Die finanzielle Unsicherheit klopft an alle Türen, außer an die der stabilsten Märkte.

Auch wenn viele von ihnen behaupten, Journalismus spiele keine Rolle mehr, konsumieren ihn Autokrat*innen, große Technologiekonzerne (Big Tech), Influencer*innen und ganze Branchen nach wie vor intensiv. Vielen „normalen“ Lesern und Leserinnen ist nicht bewusst, dass journalistische Berichterstattung in fast jeder Debatte, in jedem politischen Beschluss und in jedem öffentlichen Verständnis eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Seit Jahrzehnten verteidigt Journalismus demokratische Werte und eine regelbasierte Ordnung, die unsere Zivilisation geprägt und eine beispiellose, wenn auch ungleich verteilte Phase von Wohlstand ermöglicht hat. Wir haben Menschenrechtsverletzungen stets aufgedeckt, waren vor Ort in den Kriegen dieser Welt und an vorderster Front beim Benennen von Korruption und Ungerechtigkeit.


Wenn Redaktionen schließen, verlieren Gesellschaften ihre Wächter und Wächterinnen. Denn Korruption blüht im Verborgenen. Die Wahrheit hat immer weniger Verteidiger


Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir zu diesen „alten Zeiten“ zurückkehren. Der technologische Fortschritt verändert unser Zusammenleben grundlegend. Doch egal, welche Form unsere „neue“ Zivilisation annehmen wird, sie braucht weiterhin vertrauenswürdige Informationen. Nur auf diesem Fundament lässt sich etwas Dauerhaftes errichten.

Menschen konnten sich entwickeln, weil sie Wissen von Generation zu Generation weitergaben. Information ist die größte, vielleicht mächtigste Technologie, die wir je geschaffen haben.

Doch wir können nichts Neues hervorbringen, wenn wir blind im Dunkeln tappen. Nicht nur Demokratien sterben in der Dunkelheit, ganze Zivilisationen können so untergehen. Die Botschaft der Medien an diesem World News Day lautet deshalb: Es geht uns nicht um Arbeitsplätze in einer Branche, es geht um das, was wir alle über Jahrtausende aufgebaut haben. Unsere Zivilisation ist es wert, für guten Journalismus zu kämpfen.

Die überwältigende Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten fühlt sich in stiller Verpflichtung, ihrem Publikum zu dienen, indem sie der Wahrheit dienen. Es ist eine heilige Aufgabe, die unser Leben erfüllt und finanzielle Engpässe bei weitem aufwiegt.

Wahrheit und Vertrauen sind in Zeiten wie diesen von entscheidender Bedeutung. Der beste Weg, sich selbst treu zu bleiben, besteht darin, Quellen mit größter Sorgfalt zu behandeln und genau zu überlegen, wem man Vertrauen schenkt.

Unterstützen Sie den Journalismus, der Sie unterstützt. Abonnieren, teilen und verteidigen Sie die Wahrheit. Wählen Sie vertrauenswürdigen Journalismus – denn ohne ihn geht das Licht für uns alle bald aus.

Dieser Beitrag wurde im Rahmen des World News Day in Auftrag gegeben – eine Initiative, um den Wert des Journalismus deutlich zu machen.

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