Der Europäischen Union wird oft vorgeworfen, eine sanfte Supermacht zu sein, zu weich, zu gespalten, um eine glaubwürdige und effiziente Außenpolitik zu vertreten. Und wenn auch auf dem internationalen diplomatischen Parkett ihr Einfluss nicht immer der größte ist, so übt die Union dennoch auf ihre direkten Nachbarn eine schier unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Einen Beweis dafür gab es vor ein paar Tagen in Moldawien, wo die Wähler bei den Parlamentswahlen von 29. Juli sich mit kurzer Mehrheit für die pro-europäischen Parteien aussprachen. Sollten sich die Parteien auf eine Regierungsbildung einigen — was alles andere als sicher ist, denn die Kommunistische Partei bleibt mit Abstand die erste politische Kraft — könnte Chisinau in Kürze einen Antrag zum EU-Beitritt stellen.
Nachdem Island lange Zeit dem Gesang der Sirenen aus Brüssel widerstand, hat sich heute das durch die Wirtschaftskrise gebeutelte Land pragmatisch dazu entschlossen, unter den (so hofft man) wohlwollenden Fittichen der Union Schutz zu suchen. Reykjavik hat am 23. Juli seinen Beitritts-Antrag gestellt, der in Brüssel und in den anderen Hauptstädten der Union mit Begeisterung aufgenommen wurde. Dermaßen, dass mehrere EU-Diplomaten die anderen Beitrittskandidaten (vor allem aus dem Balkan) über das Vorankommen ihrer Dossiers beruhigen mussten. Es könnte eine Beschleunigung geben. Und zuletzt: Anlässlich des Schweizer Bundesfeiertags am 1. August, forderten in der Genfer Tageszeitung Le Temps Intellektuelle unter der Federführung des Club helvétique den EU-Beitritt der Schweiz. Man sieht, manchmal ist die in Verruf stehende Softpower halt doch wirkungsvoller als knallhartes, unbeherrschtes Macht ausüben.
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