Saeed Sadeghi Voxeurop

Ukraine: Kriegsroboter und die russisch-amerikanischen Verhandlungen

Nach Angaben Kyivs sollen im Jahr 2025 15.000 bodengestützte Drohnen an die Front geschickt werden. In der Zwischenzeit wurde ein Apparatschik des Kremls, der Chef des russischen Staatsfonds, zur Schlüsselfigur in den Gesprächen zwischen Moskau und Washington.

Veröffentlicht am 22 April 2025

Wer den Roman „Der Unbesiegbare des polnischen Autors Stanisław Lem aus dem Jahr 1964 gelesen hat, dem kommt die fortschreitende Robotisierung der Kriegsführung, die wir an der russisch-ukrainischen Front beobachten, vielleicht wie die Verwirklichung der Ideen des berühmten Science-Fiction-Autors vor.

Die ukrainischen Behörden haben angekündigt, dass im Jahr 2025 15.000 bodengestützte Drohnen an die Front geschickt werden sollen. Die Robotisierung ist eine der wichtigsten Prioritäten der ukrainischen Armee und Rüstungsindustrie. Ein Feature-Artikel in der Ekonomiczna Prawda beschreibt die bisherigen Erfahrungen der Soldaten mit Bodenrobotern auf dem Schlachtfeld, ihr Potenzial und ihre unerwarteten Nachteile.


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Die Ekonomiczna Prawda zitiert den ukrainischen Offizier Oleksandr Yabchanka, der meint, dass es ideal wäre, wenn alle gefährlichen Aufgaben auf dem Schlachtfeld von Robotern übernommen würden, während sich die Soldatinnen und Soldaten in sichere Positionen zurückziehen. Yabchanka räumt ein, dass die ukrainische Armee von diesem Ziel noch sehr weit entfernt ist. Trotz einiger Erfolge in der Gefechtsfeldrobotik ist ein großes Hindernis nach wie vor die Anzahl der ausgebildeten Bedienenden, die für eine einzige Anlage benötigt werden.

Um einen Einsatz zu koordinieren, sind mindestens vier Soldatinnen oder Soldaten erforderlich, die die verschiedenen Funktionen des Hauptroboters und der dazugehörigen Ego-Sicht-Drohne, die zur Kommunikation dient, steuern.

Fünfzig terrestrische Drohnen sind für den Einsatz in der ukrainischen Armee zugelassen, aber nach Angaben eines Beamten der staatlichen Technologieplattform Brave1 nutzen die Soldatinnen und Soldaten nur 20-30 Prozent davon, weil „die meisten von ihnen technisch nicht für reale Kampfbedingungen bereit sind oder eine enge Spezialisierung haben“.

Der Beamte weist darauf hin, dass die von der Armee erhaltenen Prototypen während der Einsätze ständig verbessert werden: „Die Armee löst ihre Probleme dank der Werkstätten an der Front selbst. Dabei handelt es sich um ein großes dezentrales Netz von Einrichtungen, in denen Mechaniker*innen, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Bedienende die Ausrüstung bis zur Kampfbereitschaft bringen. Sie experimentieren mit ihren Entwürfen und entwickeln Ideen für die Herstellenden.“

Im Krieg bleibt keine Zeit für Lizenzen, für autorisierte Servicezentren oder für den Schutz geistigen Eigentums.

Wer ist Kirill Dmitriev?

Kirill Dmitriev ist Kreml-Beamter und Leiter des staatlichen russischen Direktinvestitionsfonds. Er wurde zur Schlüsselfigur in den seit Februar laufenden russisch-amerikanischen Verhandlungen. Anfang April hoben die USA sogar ihre Sanktionen gegen ihn auf, damit er allein nach Washington reisen konnte. Dort traf sich Dmitriev mit Steve Witkoff, anderen Persönlichkeiten aus Trumps Entourage und Vertretenden der Republikanischen Partei. Es lohnt sich daher, einen genaueren Blick auf diese Person und ihren Hintergrund zu werfen. In einem Profil, das von der unabhängigen russischen Zeitschrift Vazhnyye Istorii veröffentlicht wurde, wird er ausführlich beschrieben.

Kirill Dmitriev wuchs in Kyiv auf, studierte aber in Kalifornien und arbeitete bei großen amerikanischen Finanzinstituten wie Goldman Sachs. Nach seiner Rückkehr in die Ukraine arbeitete er für den einflussreichen Oligarchen Viktor Pinchuk. Die Demokratisierung nach der Orangen Revolution war für Dmitriev jedoch eine Enttäuschung. Er zog nach Moskau, wo er seine Frau kennenlernte, die zufällig die beste Freundin von Putins Tochter war. Durch seine neue Familie arbeitete er sich in die wichtigsten Kreml-Büros vor und wurde dort als hervorragender Vermittler und Verhandlungsführer geschätzt.

Putin schickte Dmitriev zu den Verhandlungen mit den USA, weil er als Gesprächspartner für Trump jemanden haben wollte, der nicht nur fließend Englisch spricht, sondern vor allem die Sprache von Geschäft und Profit des US-Präsidenten beherrschte. Auch sind Dmitriev und Trump keine völlig Fremden: Dmitriev hatte während der Wahl 2016 Kontakte zu Trumps Kampagne.

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