"Der Tod, die Linke und die Stasi - Die Wahrheit über den Schuss, der die Republik veränderte", titelt der Spiegel. Denn seit einigen Tagen hat sich Deutschland in eine neue Geschichtsdebatte gestürtzt. Karl-Heinz Kurras, der Polizist, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, war ein Agent der Stasi und Mitglied der SED. "Als der spektakuläre Fund (...) publik wurde, begann eine Revision der jüngsten Geschichte", bemerkt das Magazin.
Dieser Beamte, den die 68er bisher als Symbol für den bundesrepublikanischen Faschismus gesehen hatte, war Anhänger sozialistischen Gedankenguts. Nun kursieren die wildesten Spekulationen in der Presse: Versuchte die Stasi etwa die Studentenbewegung anzuheizen? War diese ein bewusstloses Instrument der DDR?
Nichts weist darauf hin, dass Karl-Heinz Kurras auf Anordung der Stasi gehandelt hätte. "Aber der 2. Juni ist auch der Tag, mit dem eine Renovierung der Bundesrepublik verknüpft wird, mehr Demokratie, mehr Rechte für Frauen, mehr Freiheiten. Und an diesem Tag klebt nun das hässliche Wort Stasi."