Data Europa und Covid-19

Welche sind die Länder, die von der Corona-Krise am meisten betroffen wurden?

Die Covid-19-Krise hat die europäischen Länder nicht in gleicher Form getroffen. Der Umfang der Epidemie und die Reaktionen der einzelnen Länder waren oft sehr unterschiedlicher Natur, wie die Abbildung von Alternatives Economiques zeigt.

Veröffentlicht am 5 Juli 2020 um 13:48

Die Covid-19-Krise hat ganz unterschiedliche gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen für die einzelnen Länder Diese Unterschiede könnten negative Auswirkungen für die Zukunft der EU bedeuten, zumal sie die bereits bestehenden Differenzen  zwischen den EU-Ländern verstärken und ihr Überleben bedrohen könnten. Insbesondere, wenn die  EU-Länder nicht viel mehr Solidarität an den Tag legen, als während der Euro-Krise..

Um diese Unterschiede zwischen den Ländern zu ermitteln, wurden in erster Linie die Sterberaten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie berücksichtigt, welche die einzelnen Länder bei der WHO gemeldet haben.Die Berechnungsmethode kann von einem Land zum anderen stark variieren. Bisher gibt es aber  keine bessere Alternative, um die gesundheitlichen Auswirkungen der Krise zu messen. Zur Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen wurden die von der EU-Kommission Anfang Mai veröffentlichten Wachstumsraten für  2020 berücksichtigt. Wenn man die von der EU übermittelten Werte nimmt, d. h. 277 Todesfälle pro Million Einwohner am 22. Mai, sowie eine wirtschaftliche Rezession in Höhe von 7,4 % für dieses Jahr, ergeben sich vier verschiedene Ländergruppen.

1/ Länder mit erheblichen Folgen für die Wirtschaft und niedrigen Sterberaten

Griechenland, Kroatien und Litauen bilden diese erste Gruppe. Dank einer sehr früh eingeführten Ausgangssperre gehört Griechenland zu den Ländern, die eine der niedrigsten Sterberaten in Europa verzeichnen. Laut EU-Kommission wird Griechenland wohl aber am stärksten unter den wirtschaftlichen Folgen leiden werden. Nicht nur wegen der Ausgangssperre, sondern wegen den vorhersehbaren Folgen der Epidemie auf den Tourismus in diesem Sommer. Dieser Wirtschaftssektor ist nämlich lebenswichtig für die Wirtschaft des Landes. Gleiches gilt für das benachbarte Kroatien. Dabei hatte  Griechenland schon sehr an  der Euro-Krise zu leiden. 

2/  Länder mit niedrigen Folgen für die Wirtschaft und hohen Sterberaten

Nur drei europäischen Länder gehören zu dieser Gruppe: Die Niederlande, Schweden und Belgien. Außerhalb von Europa könnten die USA auch zu dieser Gruppe gehören. In der Tat haben die Niederlande und Schweden nur begrenzte Ausgangssperren eingeführt. Sie verzeichneten relativ hohe Sterberaten, fast so hoch wie in Frankreich. Die Folgen für die Wirtschaft dieser Länder sollten aber geringfügiger ausfallen, als für den Durchschnitt aller europäischen Länder. Die Sterberate in Belgien - eines der meist bevölkerten Länder Europas - ist die höchste gewesen. (Allerdings gehört Belgien zu den Ländern, welche die Covid-19 Todesfälle am genauesten berechnet haben). Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, befindet sich das Land - mit einer erwarteten Rezession im Durchschnitt der EU-Länder -  an der Schwelle dieser zweiten Gruppe.

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3/ Länder mit niedrigen Sterberaten und niedrigen Folgen für die Wirtschaft

Diese Gruppe besteht aus 16 Ländern, d. h. der  Mehrheit der EU-Staaten. In dieser Gruppe findet man vor allem mittel- und osteuropäische Länder (mit Ausnahme von Litauen und Kroatien), Länder aus Nordeuropa (außer Schweden) sowie deutschsprachige Länder wie Deutschland, Österreich und Luxemburg. Zudem gehört Portugal zu dieser Gruppe.as Nachbarland Spanienshat es geschafft, sowohl die Auswirkungen der Gesundheitskrise als auch die der Wirtschaftskrise zu begrenzen. Die mittel- und osteuropäischen Länder wurden später getroffen und haben sehr früh drastische Maßnahmen ergriffen. Ihre Widerstandsfähigkeit in dieser Krise wird wahrscheinlich langfristige Konsequenzen für die EU haben. Die Zukunft der Europäischen Union wird sehr stark von dem Willen dieser Gruppe - allen voran  Deutschland - abhängen, sich mit den angeschlagenen Ländern solidarisch zu zeigen. 

4/ Länder mit hohen Sterberaten und starken Folgen für die Wirtschaft

Zu dieser Gruppe gehören Italien, Spanien, Irland, Frankreich, sowie das Vereinigte Königreich, das inzwischen aus der EU ausgetreten ist. Diese Länder haben unterschiedliche Erfahrungen mit der Epidemie gemacht. In Europa wurden Italien und Spanien zuerst getroffen und haben rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet, um die Konsequenzen der Epidemie im Zaum zu halten. Dies gilt jedoch nicht für Frankreich und das Vereinigte Königreich, die später getroffen wurden. Sie verzeichnen hohe Sterberaten, weil ihre Regierungen zu spät reagiert, und die Lage in Italien und Spanien weitgehend unterschätzt haben. All diese Länder leiden an den wirtschaftlichen Folgen einer strikten und verlängerten Ausgangssperre.

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