Wird Zypern demnächst auch Hilfen aus dem EFSF (Europäische Finanzstabilisierungsfazilität) in Anspruch nehmen? Eine gute Frage, zumal die Europäische Union gerade allergisch darauf reagiert, dass Nikosia „gleichzeitig noch andere Verhandlungen führt, um mögliche andere Finanzierungsquellen ausfindig zu machen“. Le Monde berichtet weiterhin:
Die Union hatte sich bereit erklärt, ein (mehr als die Hälfte des zypriotischen BIP betragendes) zehn Milliarden Euro Paket zu schnüren. Zudem steht das Land kurz davor, die EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen. Da irritiert es schon, wenn Zypern sich plötzlich darum bemüht, dem EU-Rettungsschirm zu entkommen.
„Allerdings scheint die Regierung diese zweite Option vorzuziehen, für die ein Drittstaat hinzugezogen wird - in diesem Fall Russland“, erklärt die französische Tageszeitung. Und auch wenn die Gründe dafür bekannt sind, kritisiert Europa, dass Nikosia ein doppeltes Spiel treibt und die EFSF nur als Notlösung ansieht.
Zypern befürchtet, dass es gleichzeitig das Geld, aber auch die ‚Troika’-Experten bei sich begrüßen muss. [...] Wovor Zypern noch mehr Angst hat als vor einer neuen Unternehmensbesteuerung, die mit zehn Prozent momentan die niedrigste Europas ist? Vor den Sparmaßnahmen.
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Le Monde weist darauf hin, dass Russland sich ganz besonders um die wirtschaftliche Gesundheit der Mittelmeer-Insel kümmert:
Vor allem hat Moskau großes Interesse daran, dass das finanzielle Klima vor Ort friedlich bleibt. Aufgrund des auf der Insel platzierten russischen Kapitals ist Zypern der weltweit größte Investor für Russland. Grund dafür sind die von beiden Ländern unterzeichneten steuerlichen Vergünstigungen für Kapital, das anschließend nach Russland zurückgeführt wird.