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Unternehmen planen europaweiten Landraub

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Veröffentlicht am 18 April 2013

„Europaweit haben sich Großunternehmen, Spekulanten, wohlhabende ausländische Käufer und Rentenfonds riesige Landstriche unter den Nagel gerissen“, berichtet The Guardian. Die Tageszeitung erläutert die Ergebnisse eines kürzlich veröffentlichten Berichtes zum Besitz von landwirtschaftlichen Nutzflächen und weist darauf hin, dass die angewandten Methoden jenen gleichen, die „in Entwicklungsländern“ gebraucht wurden.

Die Forschungsergebnisse mehrerer Organisationen zeigen, dass die Bauern vor Ort in den vergangenen zehn Jahren zunehmend vom Landhandel ausgeschlossen wurden. Für Think Tanks wie dem Transnational Institute und Bewegungen wie der Via Campesina sind dafür vor allem die großzügigen Zuschüsse verantwortlich, von denen Landbesitzer im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU profitieren. Auf diese Weise wurden immer mehr „chinesische Betriebe, nahöstliche Staats- und Hedgefonds, sowie russische Oligarchen und riesige Agribusiness-Unternehmen“ angelockt. Laut Zeitungsbericht

befindet sich die Hälfte aller landwirtschaftlichen Flächen der EU in den Händen der drei Prozent Großbetriebe, die mehr als 100 Hektar besitzen. In einigen EU-Ländern ist der Landbesitz genauso ungleichmäßig verteilt wie in Brasilien, Kolumbien und auf den Philippinen. [...] Zahlreiche chinesische Firmen sind nun in Bulgarien vertreten. Viele Unternehmen aus dem Nahen Osten gehören inzwischen zu den bedeutendsten Herstellern in Rumänien. [...]
Die Konzentration des Bodenbesitzes nimmt immer stärker zu. In Deutschland schrumpfte die Zahl der Grundbesitzer von 1,2 Millionen im Jahr 1966/1967 auf gerade einmal 299.100 im Jahr 2010. [...] Im spanischen Andalusien ist die Zahl der Landbesitzer um mehr als zwei Drittel zurückgegangen und unterschritt 2007 sogar die Eine-Million-Marke. 2010 befand sich die Hälfte der Grundstücke im Besitz von zwei Prozent der Agrarier.

Darüber hinaus hebt The Guardian auch die Existenz eines anderen Phänomens hervor:

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Wie in vielen Entwicklungsländern gibt es auch in Europa heftigen Widerstand gegen das Land ‚Grabbing’. Es wurden Fälle gemeldet, in denen sich Menschen zusammenschließen, um Landstücke zu besetzen. In Andalusien haben Bauern ohne Grundbesitz gemeinsam Grundstücke eingenommen und diese urbar gemacht und bestellt. [Und] in Wien besetzen junge Menschen ertragreiche städtische Grundstücke.

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