Europäer, die sich über das US-amerikanische Waffengesetz wundern wie Christoph Prantner im Standard, dürfen nicht vergessen, dass das Massaker in Aurora vermeintlich mit einer Selbstladepistole der österreichischen Marke Glock angerichtet wurde, meint Charles Lane in der Washington Post. Nach dem Blutbad am 20. Juli bei einer nächtlichen Aufführung des neuesten Batman-Films, bei der zwölf Menschen erschossen wurden, bemerkte der Leitartikler der amerikanischen Hauptsstadtzeitung:
Die Europäer mögen die US-amerikanische Kultur des Waffentragens missbilligen, diese lebt jedoch in Symbiose mit der europäischen Kultur der Feinmechanik, die eine Pistole wie die Glock hervorgebracht hat.
Da auch am 27. Juli die Konferenz der Vereinten Nationen über den Waffenhandelsvertrag zu Ende geht, fügte Lane hinzu:
EU-Mitgliedstaaten exportierten 2010 knapp eine Million Handfeuerwaffen in die USA. [...] Europas kleine Waffenschmieden können sich dank des Second Amendment [Zusatz zur Freiheitsurkunde „Bill of Rights“] immer noch bereichern und Arbeitsplätze schaffen. Wer hätte das gedacht? [...] Europa hält sich nicht an seine eigenen Grundsätze.
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Ferner ist Charles Lane der Ansicht, EU-Politiker sollten die europäischen Feuerwaffenexporte beschränken, „schließlich handelt es sich hier um Produkte, die Menschen töten können“.
Hohe Zollschranken für Feuerwaffen aus Europa würden den Massakern in den USA kein Ende setzen, aber sie könnten das Risiko senken. [...] Europas angeschlagene Wirtschaft könnte darunter leiden, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Unternehmen ihre US-Marktanteile abgeben, um das Böse in Amerika nicht weiter zu fördern. So beschränkte die EU im Dezember 2011 den Verkauf eines Medikaments, das zur Vollstreckung der Todesstrafe durch Injektion giftiger Substanzen in den USA angewandt wird, eine Praxis, die Europa verabscheut. [Der mutmaßliche Attentäter James] Holmes könnte zum Tode verurteilt werden [...] Gott sei Dank wird sich Europa dabei nicht die Hände schmutzig machen.
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