Kein Schlagbaum mehr für Crystal Speed

Wären es doch nur wie früher bloß Bier und Becherovka! Heute floriert der illegale Rauschgifthandel mit „Crystal Speed“ an der deutsch-tschechischen Grenze. Unterschiedliche Gesetzeslagen machen der Polizei das Leben schwer.

Veröffentlicht am 17 April 2012

Nach einem Gramm gefragt, bietet er gleich fünf an. Fünf Gramm Crystal für zweihundert Euro. Der junge Asiate mit Baseballmütze, vielleicht sechzehn Jahre alt, steht vor seinem Stand voller Jeans und T-Shirts im westböhmischen Eger (Cheb). „Deutsch, ja? Kommen Sie, gibt noch mehr.“

Auf einem riesigen Parkplatzareal direkt neben einem Einkaufszentrum liegt der „Dragoun Market“, einer der sogenannten Vietnamesenmärkte für Kleidung, Schuhe und Zigaretten, die sich am Rande der Tschechischen Republik häufen. Doch an diesem Nachmittag sind die wohl hundert Meter langen Reihen gähnend leer, nur wenige Kunden laufen herum. Die Verkäufer stehen sich die Beine in den Bauch. Einige von ihnen haben ihren Stand sogar verlassen und sich um eine Kiste versammelt, auf der tschechische Kronenscheine liegen. Daneben prasseln aus einer leeren Konservenbüchse gerade die Würfel auf den Pappdeckel. Das Interesse an kopierten Markenprodukten hat offenbar stark nachgelassen - die Nachfrage nach einer in Deutschland illegalen Substanz hingegen wird gern gestillt.

Es ist kinderleicht, in Eger eines der härtesten Rauschgifte zu kaufen. Pico heißt das Zauberwort - und ein Tütchen mit durchsichtigen Kristallen wechselt den Besitzer. Es sind nur wenige Minuten bis zur deutschen Grenze, einen Schlagbaum gibt es seit Ende 2007 nicht mehr.

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