Keine 24 Stunden nach der Verkündung am 4. November einer niederschmetternden Haushaltskürzung von sechs Milliarden Euro, kündigte der irische Landwirtschaftsminister ein EU-finanziertes Programm an, bei dem bis Weihnachten 53 Tonnen Cheddar gratis an arme Leute verteilt werden sollen, um den Käseberg abzubauen. Die Erklärung des Ministers, Käse sein ein „gutes, nahrhaftes Produkt“ kam bei der wirtschaftlich schwer gebeutelten Bevölkerung, die weitere – vom Irish Independent bereits als „Blutbad“ bezeichneten – Kürzungen und Steuererhöhungen befürchtet, gar nicht gut an. „Irland ist gestern in eine Schattenwelt, in eine andere Dimension eingetreten: hineingeschubst von einer tollpatschigen Regierung, die versucht, den Wählern Honig um den Bart zu schmieren“, schreibt ein Kolumnist der Irish Times. Während die „Cheesegate-Story“ auf Twitter eine Flut von Wortspielen zum Thema Käse auslöste, brachen in Irlands beliebtesten Radiosendungen die Hörertelefone zusammen. Ein Anrufer meinte: „Als Marie-Antoinette gesagt hat, das Volk solle doch Kuchen essen, brach die Revolution aus – ob das hier wohl die Absicht ist?“
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