Cameron und Sarkozy auf Triumphzug

Veröffentlicht am 16 September 2011 um 14:19

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"Sarkozy und Cameron in Libyen als Befreier empfangen", prangt es auf der Titelseite des Figaro, einen Tag nach dem Besuch des französischen Präsidenten und des britischen Premierministers in Libyen. "Nicolas Sarkozy und David Cameron haben die Gelegenheit wahrgenommen […], die Früchte ihrer Entschlossenheit zu ernten. Während unser Kontinent mit der Schuldenkrise ringt, hat die Tatsache, dass zwei europäische Staatschefs auf diese Weise in einem arabischen Land bejubelt werden, etwas Tröstliches", freut sich die Tageszeitung.

Auf der anderen Seite des Ärmelkanals bemerkt The Independent dass "Cameron und Sarkozy vielleicht besser daran getan hätten, den Besuch abzusagen". Auch wenn es für die beiden europäischen Staatschefs völlig legitim war, als erste westliche Politiker ins Post-Gaddafi-Libyen zu reisen und sie dort von einer Menschenmasse empfangen wurden, "der Enthusiasmus der Libyer mindert nicht die Tatsache, dass ihr Besuch in unschicklicher Eile erfolgte; das alles war zu viel und zu schnell." Des weiteren schreibt der Independent:

"Das Bild der beiden nebeneinander stehenden Regierungschefs für die Medien war weitaus stärker als die Rhetorik. Es vermittelte den Eindruck von reichen Mäzenen, die einen kurzen Abstecher machen, um ihr gelungenes Projekt zu begrüβen. Dieses Bild ist nicht sehr hilfreich und könnte kritische Stimmen bestärken, die in der Beteiligung des Westens bei der libyschen Rebellion nicht viel mehr als Neo-Imperialismus sehen."

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Für Le Soir ist dieser Besuch "ein diplomatischer Rush auf Tripolis: die Voreiligkeit des Duos [Sarkozy und Cameron] hat sogar dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan den Rang abgelaufen, der am selbigen Donnerstag, den 15. September in Tripolis erwartet wurde." Die belgische Tagszeitung meint: "Höchstwahrscheinlich ist es kein Zufall, dass diese Eilfertigkeit mit der langsamen Wiederaufnahme der Ölexporte Libyens zusammenhängt." (sd)

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