Die aktuelle Coronavirus-Krise erfordert globale Kooperation und Lösungen, die das existierende national-internationale politische System nicht bieten kann. Sieben Milliarden Menschen leben nun in einer Welt, die von Wirtschaft und Technologie globalisiert, aber politisch noch in fast 200 Nationalstaaten getrennt ist, von denen jeder separate Maßnahmen mit wenig Koordination und Effektivität unternimmt. Die COVID-19-Pandemie zeigt, dass jeder von ihnen die eigenen Ziele und Interessen vorzieht, was unnötigen Schaden an der Weltwirtschaft und der globalen Gesellschaft anrichtet und tausende Menschenleben kostet.
Definitionsgemäß sind Nationalstaaten nicht dazu im Stande, sachgerecht mit globalen Problemen umzugehen. Ihr Versagen betrifft nicht nur ihre eigenen BürgerInnen, sondern hat auch einen Ausstrahlungseffekt auf alle BewohnerInnen dieses hyper-vernetzten Planeten, wodurch weltweit() Gemeingüter geschädigt werden. Globale Kooperation und Konzepte sind dringend notwendig, um das () Ökosystem und die öffentliche Gesundheit zu verteidigen, und um die Wirtschaft und Arbeitsplätze auf der ganzen Welt zu beschützen. Natürlich muss nationale Souveränität in nationalen Angelegenheiten weiterhin respektiert werden, aber globale EntscheidungsträgerInnen sind auch notwendig, um den Wohlstand und das Überleben der Menschheit als Ganzes zu sichern.
Um Pandemien wie COVID-19 effektiv zu bekämpfen, brauchen wir konkrete, bindende Maßnahmen auf globaler Ebene, z. B. Frühwarnsysteme, Informationsaustausch, Umsetzung von Normen, Management von grenzüberschreitenden Übertragungen und Impfstoff-Forschung. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Funktionen auf globaler Ebene bereitstellen soll, fehlen ihr die Mittel und Mechanismen zur Umsetzung.
Bis heute erfüllen 127 UN-Mitgliedsstaaten noch immer nicht die Auflagen, ob aus finanziellen oder politischen Gründen, sodass die WHO nicht in Länder eingreifen kann, welche die internationalen Gesundheitsverordnungen und existierende globale Krankheitskontrollmechanismen – z. B. PEF, CEF und GHSA – nicht umsetzen und damit eine fragmentierte globale Strategie mit unzusammenhängenden Mitteln, Konzepten und schwacher Autorität darstellen. Die Krise zeigt allen, dass das aktuelle national-internationale System völlig unvorbereitet ist, mit globalen Pandemien wie COVID-19 umzugehen, genauso wie mit weltweiten Problemen wie der ()mikrobiellen Resistenz und dem Klimawandel.
Wir, die UnterzeichnerInnen, einige wenige von sieben Milliarden WeltbürgerInnen, bitten StaatschefInnen und internationale Institutionen dringend, aus derCoronavirus-Krise zu lernen. Lasst uns zusammen arbeiten, um ein besser integriertes politisches System des 21. Jahrhunderts möglich zu machen, indem wir regionale Institutionen unterstützen, die UN reformieren und () jede Regierungsebene repräsentativer und effektiver () gestalten, z. B. durch die Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei der UN, die weltweite Gesundheitsrichtlinien liefern kann, durch die Stärkung des Internationalen Gerichtshofs, der Verletzungen bestrafen kann und durch eine Ausstattung der Weltgesundheitsorganisation, die mit globalen Gesundheitsrisiken besser umgehen kann.
Wir, die UnterzeichnerInnen, schlagen keinen Weltstaat und keine Weltregierung vor. Nationalstaaten sind notwendig, um nationale Probleme zu lösen, aber ein stärkeres Weltordnungssystem ist notwendig, um globale Probleme wie diese Pandemie zu lösen. Ansonsten wird die Panik, die durch ungenügende nationale Antworten auf wiederkehrende Krisen entstanden ist, mehr Unzufriedenheit und Wut sä()en und nationale Demokratien untergraben und Nationalismus und Populismus stärken, die mit einfach gestrickten “Souveränitäts-Phrasen" in komplexen Situationen Antworten geben wollen und das menschliche Zusammenleben bedrohen.
Die Menschheit ist eine Schicksalsgemeinschaft geworden.
Hoffentlich hat uns die Coronavirus-Pandemie gelehrt, wie klein die Erde ist und wie nahe wir uns sind. Die Zeit ist gekommen, die Prinzipien von Föderalismus und Demokratie auf globaler Ebene umzusetzen. Es gilt, eine Entscheidung zu treffen zwischen geteilter Souveränität, Koordination und Kooperation auf der einen oder Nationalpopulismus auf der anderen Seite. Eine föderalistischere und demokratischere politische Struktur, welche die Globalisierung regulieren kann, oder Krisen und Chaos. Das ist die Frage, der wir uns stellen müssen.
Sie können dem Aufruf beitreten und die vollständige Liste der Unterzeichner hier einsehen.
Die Unterzeichner:
Saskia Sassen, Columbia University
Fernando Savater, Universidad Complutense de Madrid
Richard Sennett, OBE FBA - London School of Economics
Susan George, Transnational Institute
Fernando Iglesias, Cátedra Spinelli – World Federalist Movement
Daniel Innerarity, University of the Basque Country - European University Florence
Daniele Archibugi, Consiglio Nazionale delle Ricerche, University of London
Luigi Ferrajoli, Università di Roma
Michele Fiorillo, Scuola Normale Superiore - CIVICO Europa
Lucio Levi, Universitá di Torino
Guido Montani, Università di Pavia
Nathalie Tocci, Istituto Affari Internazionali (IAI)
Abdullahi A An-Naim, Universidad Emory
Sabrina Ajmechet, Universidad de Buenos Aires
Federico Andahazi, author
Bertrand Badie, Universités à Sciences Po Paris
Manu Bhagavan, Hunter College
Garret Brown, University of Leeds
Andreas Bummel, Democracy Without Borders
Mary Burton, University of Cape Town
Raimondo Cagiano de Azevedo, University of Rome
Juan Campanella, film director
Luis Cabrera, Griffith University
Jorge Castro, journalist
Nando Dalla Chiesa, Universitá degli Studi di Milano
Richard Falk, Princeton University – Queen Mary University
Dena Freeman, London School of Economics and Political Science
Cristian Giménez Corte, professor
Maximiliano Guerra, dancer
Elver Hilal, UN Special Rapporteur on Right to Food
Gurutz Jáuregui, University of the Basque Country
Santiago Kovadloff, Academia Argentina de Letras
Raffaele Marchetti, Libera Università Guido Carli (Luiss)
Lorenzo Marsili, University of London - European Alternatives
Tim Murithi, University of Cape Town
Nissim Otmazgin, The Hebrew University of Jerusalem
Vicente Palermo, CONICET - Club Político Argentino
Gabriel Palumbo, Universidad de Buenos Aires
Heikki Patomäki, University of Helsinki
Steven Pinker, Harvard University
Clara Riveros, CPLATAM Colombia
Javier Ansuátegui Roig, Universidad Carlos III de Madrid
Luis Alberto Romero, Academia Argentina de Historia
Juan José Sebreli, author
Sreemathi Seshadrinathan, Hearts for Hearts
Teivo Teivainen, University of Helsinki
Theo van Boven, Maastricht University
Fernando Vilella, Universidad de Buenos Aires
Loris Zanatta, Universitá di Bologna
Organisationen der Zivilgesellschaft, die das Dokument unterstützen:
Democracia Global (Argentina)
Asian Youth Center (USA)
Asociación Civil Usina de Justicia (Argentina)
Babel (France)
Center for United Nations Constitutional Research (Belgium)
Centro de Estudios para la Integración Democrática (Argentina)
Citizens for Global Solutions (USA)
Club of Rome - EU Chapter (Belgium)
Coalición Dominicana de Apoyo a la Corte Penal Internacional (Dominican Republic)
Comisión por la Carta Democrática Interamericana (Dominican Republic)
Cultura Democrática (Argentina)
Democracy Without Borders (Germany)
Federalismo y Libertad (Argentina)
Fundación Dominicana para la Alfabetización (Dominican Republic)
Fundación Federalista Dominicana (Dominican Republic)
Fundacion Nacional para la Democracia (Dominican Republic)
Fundación por los Valores Humanos y la Ecología (Dominican Republic)
Fundacion Seguridad y Democracia (Dominican Republic)
Hearts for Hearts (India)
One Shared World (Spain)
One World: Movement for Global Democracy (Israel)
Organización Dominicana de Estudio y Promoción de las Relaciones Internacionales (Dominican Republic)
Red Dominicana por la Democracia (Dominican Republic)
Saya Anak Bangsa Malaysia (Malaysia)
South Asian Federalists (India)
The One World Trust (UK)
UEF France (France)
World Citizens Association of Australia (Australia)
World Federalist Movement Canada (Canada)
World Federalist Movement - Institute for Global Policy
Young European Federalists