Schlechte Nachrichten von der deutschen Börse: Zum ersten Mal seit Januar fiel der Aktienindex DAX unter die symbolische 6000-Punkte-Marke. Berlin sieht sich mit einer Realität konfrontiert, die man lange nicht wahrhaben wollte: Das bis dato krisenresistente Deutschland wird von der Rezession eingeholt.
„Der schwarze Mai ist ein Warnruf an die Politiker, die Unsicherheiten zu reduzieren, die Europas Arbeitnehmer und Firmen umtreiben“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Als Exportland hänge Deutschland nicht nur von den europäischen Nachbarn ab (mit Spanien und Griechenland als Unsicherheitsfaktor), sondern auch von den Schwellenländern (in denen der Boom abflaut). Deutschland müsse deshalb schnell handeln und vor allem
einsehen, dass Wirtschaftspolitik heute nicht mehr nur innerhalb der eigenen Staatsgrenzen stattfinden kann.
Spiegel Online schlägt in die gleiche Kerbe und schreibt: „Das größte Problem der Deutschen während der Krise: Sie war eine Krise der anderen, der Griechen, der Portugiesen, der Spanier und der Italiener. ... Raushalten ist keine Option mehr.“ In einem zweiten Artikel knüpft das Online-Magazin an die Forderung an, dass Deutschland für die Schulden der Nachbarn bürgen solle und berichtet, dass Angela Merkel sich anschicke, einen Strategiewechsel vorzunehmen, indem sie von ihren strikten Sparvorgaben Abstand nehme wolle. Berlin sei dabei, „ein Wachstumspaket für Europa zu schnüren“. Zu den Vorschlägen gehöre:
- das Kapital der Europäischen Investitionsbank um 10 Milliarden Euro aufzustocken.
- die Vergabe von EU-Fördermitteln zu reformieren, unter anderem mit der Einführung von Projektanleihen (Projektbonds).
- den 7,3 Milliarden-Euro-Plan der EU-Kommission gegen Jugendarbeitslosigkeit zu unterstützen.
- die Wirtschafts- und Finanzpolitik innerhalb der Eurozone untereinander enger abzustimmen.
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