Die Mär vom Immigranten im Arbeitsamt

Veröffentlicht am 10 Januar 2012 um 14:23

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“Immigration verursacht keine Arbeitslosigkeit”, titelt The Independent und reagiert damit auf einen Bericht des National Institute of Economic and Social Research. Der Bericht widerlegt die Behauptung, der Zustrom von Ausländern in Großbritannien verursache Arbeitslosigkeit bei den gebürtigen britischen Arbeitern. Dem Bericht zufolge gibt es “keinen Zusammenhang” zwischen höheren Immigrations- und Arbeitslosigkeitszahlen. Obwohl Großbritannien die schlimmste Rezession seit Generationen erlebt...:

... wirkt die Immigration als ökonomischer Impuls. Sie treibt den Beschäftigungsgrad höher und verringert die Anzahl der Empfänger von Arbeitslosenhilfe.

Die Wirtschaftsexperten des Instituts erklären, dass...:

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… sich die Interaktion zwischen Migrantenzuflüssen und BIP als positiv erweist. Dies deutet darauf hin, dass Migrantenzuflüsse in Zeiten des verminderten Wirtschaftswachstums [...] mit einem langsameren Anstieg der Arbeitslosenzahlen assoziiert werden als es sonst der Fall gewesen wäre.

In Italien steigt die Beschäftigung nach einem dreijährigen Rückgang infolge der Wirtschaftskrise wieder an, ist in La Stampa zu lesen. Die letzten Daten des Nationalen Instituts für Statistik (ISTAT) zeigen, dass die Anzahl der mit italienschen Staatsbürgern besetzten Arbeitsplätze im dritten Quartal 2011 um rund 39.000 gestiegen ist. Auch die Beschäftigung der ausländischen Arbeitnehmer stieg wie in den letzten Jahren schon stetig, wenn auch etwas langsamer: 120.000 zusätzliche Arbeitsplätze, im Vergleich zu 167.000 im zweiten Quartal 2011.

“Ist das ein positives Zeichen für eine allmähliche Erholung von der Krise?” fragt der Soziologe Luca Ricolfi in der Turiner Tageszeitung.

Ich fürchte, die Antwort lautet nein. [...] Etwas Neues spielt sich ab: Nach einer mehrjährigen Krise merken die Italiener, dass sie es sich nicht mehr leisten können, früh in Pension zu gehen, nur Jobs auf höchster Ebene anzunehmen und bessere Zeiten abzuwarten. Wir sehen noch keine direkte Konkurrenz, doch [die Arbeitgeber] reagieren auf die Krise, indem sie die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften reduzieren, und [die Arbeitnehmer], indem sie ihre Arbeitsplätze nicht aufgeben. [...] Der scheinbar unaufhaltsame Anstieg der ausländischen Beschäftigung scheint nun zwangsläufig langsamer zu werden, wenn er nicht ganz abebbt.

Doch die Krise bewirkt auch, dass immer mehr italienischen Arbeitslose die Ssuche ganz aufgeben, bemerkt dazu der Corriere della Sera und zitiert Daten aus den Eurostat-Statistiken über die unterbeschäftigte und potentiell beschäftigte Erwerbsbevölkerung. 2,7 Millionen Italiener, der höchste Stand innerhalb der EU, von insgesamt 8,2 Millionen Menschen in Europa, könnten eine Arbeit ausführen, suchen aber keine. Die einzigen Länder, in denen der Pessimismus hinsichtlich der Aussichten auf dem Arbeitsmarkt noch relativ niedrig ist, sind Deutschland, Frankreich und Belgien.

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