Die Wut auf Wilders’ Website

Veröffentlicht am 15 Februar 2012 um 13:52

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Die Botschafter zehn osteuropäischer Länder haben gegen eine Website der Partei für Freiheit (PVV) protestiert, auf der die Niederländer aufgefordert werden, “Belästigungen und Umweltverschmutzungen” durch Migranten aus Osteuropa anzuprangern. Sie schrieben einen offenen Brief an “die niederländische Bevölkerung und Politik”, der von NRC Handelblad auf der Titelseite und von De Volkskrant auf der Meinungsseite veröffentlicht wird.

In ihrem Schreiben verurteilen die Diplomaten, dass die Website negative Klischees schüre und “auf diskriminierende und herabwürdigende Weise auf eine bestimmte Personengruppe” abziele, die zudem “einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum der Niederlande leistet”. Sie loben das niederländische Modell der Freiheit und Toleranz und “fordern die niederländische Bevölkerung und ihre politischen Verantwortlichen auf, sich von dieser bedauerlichen Initiative zu distanzieren.”

In seinem Leitartikel berichtet NRC von der schwierigen Lage der Regierung des Liberalen Mark Rutte, welche von der PVV gestützt wird. Das Blatt hofft dennoch, dass “die Regierung sich trotzdem von dieser widerlichen Website distanzieren wird.” Die Tageszeitung aus Rotterdam bedauert zudem, dass die Seite “vermutlich die Kooperation mit den betroffenen Ländern erschweren wird, was sicherlich nicht im Interesse der Niederlande sein kann.”

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De Volkskrant betont, dass die niederländischen Unternehmen schon jetzt unter dem schlechten Image ihres Landes in den besagten Ländern zu leiden haben, unter anderem in Polen, und dort insbesondere bei der Blumenzucht. Ironie oder Zufall, notiert die Tageszeitung, die nächste Ausstellung ab 22. März im berühmten Blumenpark Keukenhof heißt: “Polen — das Herz Europas.”

In den Ländern, welche von der PVV-Initiative betroffen sind, sind die Reaktionen zahlreich. So schreibt die slowakische Tageszeitung Pravda:

Menschen nach ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit zu klassifizieren, gehört zu den bewährten Methoden der Populisten, die Sündenböcke brauchen, um auf Wählerfang zu gehen. [...] Auch in den Niederlanden, wo sich das politische Klima in den vergangenen Jahren dramatisch verändert hat, ist man nicht gegen dieses Virus immunisiert.

Die bulgarische Nachrichtenseite euinside schreibt:

Kampagnen wie die der niederländischen Partei für Freiheit lassen den bitteren Nachgeschmack, dass die fünfzig Jahre vereintes Europa, die wir durchlebt haben, anscheinend umsonst gewesen sind.

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