Presseschau Das Fanal für den Südosten

Migration im Fokus 

Die Medien in Südosteuropa, die wir in Zusammenarbeit mit Display Europe genau beobachten, konzentrieren sich weiter auf die Migrationskrise, wie z. B. den Schengen-Beitritt Bulgariens und Rumäniens, den Asyldeal zwischen Italien und Albanien sowie die Auswirkungen von Migranten auf den Arbeitsmarkt.

Veröffentlicht am 31 Januar 2024 um 11:02

In seiner letzten Presseschau hatte Adrian Burtin das Jahr 2024 als „das Jahr der Migration” bezeichnet. Jetzt prognostiziert Ivan Krastev, Vorsitzender des Centre for Liberal Strategies, zusammen mit ECFR-Direktor Mark Leonard, in einem Bericht für den European Council on Foreign Relations (ECFR), dass die Migrationskrise das Wahlverhalten der Europäer bei den kommenden Europawahlen entscheidend beeinflussen wird.

Besonders unter Druck steht der Südosten Europas, da er eine bevorzugte Route für viele Asylbewerber und Arbeitsmigranten ist. Bevor Österreich dem Schengen-Beitritt Rumäniens und Bulgariens zustimmte, hatte Österreichs Innenminister Gerhard Karner eine „Verdreifachung der Zahl der Grenzpolizisten und eine Aufrüstung der technischen Ausrüstung, insbesondere an der bulgarischen Grenze zur Türkei und an der rumänischen Grenze zu Serbien” zur Bedingung gemacht, wie Francois Murphy für die Nachrichtenagentur Reuters berichtet


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Auch Italien versucht, die Situation auf dem Balkan zur Lösung des eigenen Migrationsproblems zunutzen. In dem Online-Magazin Kosovo 2.0 erklärt die albanische Wissenschaftlerin Kristina Millona, dass „westliche Länder zunehmend auf die Externalisierung von Grenzen zurückgreifen, um zu verhindern, dass ihr eigenes Rechtssystem für die Flüchtlinge und Migranten gilt.” Als Beispiel dafür nennt Millona den Asyldeal zwischen Italiens Premierministerin Giorgia Meloni und Albaniens Premierminister Edi Rama. Dieser sieht vor, dass Italien Asylsuchende, die von staatlichen italienischen Schiffen auf See gerettet wurden, nach Albanien bringt. Dort sollen die Schutzsuchenden ein Asylverfahren durchlaufen. Nur Flüchtlinge, deren Antrag bewilligt wurde, werden anschließend nach Italien gebracht. Wie die albanische Zeitung Tirana Times berichtet, könnte Albanien ab Frühjahr 2024 jährlich 36.000 Asylbewerber aufnehmen.

Auf Teufel komm raus 

Die meisten Migranten, die sich ungeachtet der Schwierigkeiten auf die Balkanroute begeben, hoffen auf ein besseres Leben. Dabei riskieren sie nicht nur, in Internierungslagern festzusitzen, sondern auch die Konfrontation mit unmenschlichen Behörden. „Die Inhaftierung von Asylbewerbern im Rahmen solcher Migrations-Deals ist eine besorgniserregende Praxis, denn die Betroffenen bleiben in der Schwebe. Sie haben keinerlei Rechtsstatus mehr, können aber auch nicht nach Hause zurückkehren”, warnt Kristina Millona in einem weiteren Artikel für Kosovo 2.0.

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In seiner Reportage für die griechische Medienplattform Solomon berichtet Stavros Malichoudis, dass griechische Behörden zwischen März 2020 und März 2023 insgesamt 55.445 Migranten unrechtmäßig behandelt haben. Der Beitrag beweist, dass die griechische Küstenwache Migranten, die nach Italien segelten, zurück in türkische Gewässer geschleppt oder auf Flößen ausgesetzt hat. Das Europäische Parlament äußerte sich „ sehr besorgt über die schwerwiegenden und anhaltenden Anschuldigungen gegen griechische Behörden im Zusammenhang mit Pushbacks und Gewalt gegen Migranten.”

Bedarf an ausländischen Arbeitskräften

Während viele Migranten in Länder wie Italien, Deutschland oder Frankreich möchten, sind sie auf dem Balkan willkommen, weil viele Unternehmen dort mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen haben. In einem Beitrag für Kosovo 2.0 zitiert Rexhep Maloku den Vorsitzenden der Unabhängigen Gewerkschaft des Privatsektors im Kosovo, Juzuf Asemi, der meint, dass der Bedarf an Migranten auf dem Arbeitsmarkt „ zunehmen wird und ganz normal ist.”

Ein Arbeitskräftemangel besteht auch in Rumänien. Alex Vlaicu von der rumänischen Zeitung Adevărul lässt diesbezüglich den Autobahnprojektleiter Adrian Bodoc zu Wort kommen: „Leider sind die Arbeitskräfte in Rumänien immer noch ein Problem. Wir beschäftigen sowohl qualifizierte als auch ungelernte Kräfte. Um diese zu bekommen, greifen wir auch zu extremen Maßnahmen und bringen Arbeiter aus anderen Ländern nach Rumänien.”

Unterdessen plant Malta, das Qualifikationsniveau für Migranten anzuheben. Wie Jessica Arena für die Zeitung Times of Malta berichtet, wird die Mittelmeerinsel ab März Qualifikationsnachweise für Ausländer verlangen, die in der Tourismusbranche arbeiten wollen.


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