Europa: eine (wilde) Ehe?

Um des Wählers Aufmerksamkeit zu erhaschen sind die Parteien zu allem bereit: Zwischen Schnickschnack, Spielereien und zweideutigen Slogans setzen Niederländer und Rumänen auf die Spaßtour.

Veröffentlicht am 25 Mai 2009 um 06:43

"Ich hab Lust auf die Europäische Gemeinschaft", so lautet der Slogan auf den Kondomen, die die niederländischen Grünen verteilen. Ein Wortspiel, denn das Wort "Gemeenschaap" ist im Holländischen eindeutig zweideutig… "Humor oder Verzweiflung?", fragt der Kolumnist des Volkskrant Willem de Bruin. Jungen Leuten das Projekt Europa, das sie bis jetzt nicht gerade "anmacht", mit Liebesfreuden schmackhaft machen: einleuchtend in einem Land, das für seine Freizügigkeit bekannt ist… und für seine schwache Wahlbeteiligung bei Europawahlen.

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums haben die niederländischen Liberalen zum Taschenventilator mit der doppeldeutigen Aufschrift "Fan of Europe" gegriffen. Die Botschaft ist nicht gerade das, was man unterschwellig nennen kann: normalerweise sind die Bürger eher Fans von Film- und Fußballstars als von den Institutionen der EU… Sei’s drum! Lasst uns zum Europafan werden! Diese Werbegadgets zeigen vor allem, dass die Parteien auf die jungen Leute setzen. Mit einem Ziel: sie zur Wahlurne zu bewegen. Doch fürchtet Willem de Bruin: "Weder die Kondome der Grünen noch die Ventilatoren werden die Wähler mobilisieren."

Während die niederländischen Grünen die jungen Leute dazu auffordern, sich ungezwungen körperlich näher zu kommen, gehen andere Länder noch weiter: bis zur Ehe. Die rumänischen Liberalen sagen "Ja" zur Ehe mit Europa und mit allem, was dazugehört. "In guten wie in schlechten Zeiten" lautet der Wahlkampfslogan der Liberalen Demokratischen Partei… Die Europäische Union wird zur Lebensgemeinschaft zweier Menschen, die durch Dick und Dünn gehen. Doch beruhigt uns Cotidianul: "Das ist nur ein Slogan für Krisenzeiten!"

Europa ist also eine unauflösliche Ehe? Eine Beziehung, notwendig und unausweichlich, mit Liebe aber auch mit Hass, so wie jede andere Ehe auf Erden auch? Vielleicht. Vor allem, wenn die Wähler massiv für die liberalen Kandidaten stimmen sollten. "Wenn nicht, dann lag’s selbstverständlich am Wahlslogan", spottet der Journalist Dan Andronic auf seinem Blog 100% Politik 1% Manipulation.

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