Europa im Visier chinesischer Hacker

Veröffentlicht am 30 Juli 2012 um 13:17

Europa werde „von chinesischen Piraten beobachtet“, schreibt Libération in Anschluss an einen Bericht der amerikanischen Presseagentur Bloomberg, die enthüllte, dass chinesische Cyber-Spione, denen ein US-Kollektiv (aus Wissenschaftlern, Unternehmen, die bereits chinesischen Angriffen zum Opfer gefallen sind, und IT-Sicherheitsexperten) auf der Spur ist, letztes Jahr viele Institutionen und Unternehmen per Internet unterwandert hätten.

Die von der US-Spionageabwehr „Byzantine Candor“ getaufte Gruppe hat Verbindungen zur chinesischen Armee und soll vor allem in die Systeme europäischer Institutionen eingedrungen sein, berichtet die französische Tageszeitung:

Als die Eurokrise letzten Juli einen ihrer Höhepunkte erreichte, hackten chinesische Spione die Rechner des Europäischen Rates. Nicht nur einmal, sondern fünfmal. Sie agierten von China aus und bemächtigten sich unter anderem der E-Mails des Ratspräsidenten Herman Van Rompuy [...] Neben dem Europäischen Rat sind mindestens zwanzig Unternehmen Byzantine Candor zum Opfer gefallen [...] Bloomberg zufolge besitzen die meisten chinesischen Unternehmen Daten oder Innovationen, die ihnen einen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnten.

Libération fügt hinzu, dass vor rund zehn Jahren „in erster Linie die Rüstungsbetriebe in den USA anvisiert wurden [...] Heute ist niemand mehr vor einem Cyber-Angriff sicher“.

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Der Kampf gegen die Cyber-Spionage wird in Europa zu einer Priorität. Besonders in Spanien, das El País zufolge „mit mehreren Millionen Hackeranschlägen jährlich eines der am häufigsten angegriffenen Länder ist“.

Die spanische Tageszeitung erklärt, dass ein von der Europäischen Kommission mitfinanziertes Nationales Zentrum für Cyber-Security im September mit Sitz an der Autonomen Universität Madrid gegründet werden soll. Es handelt sich dabei um die dritte Einrichtung dieser Art in Europa nach Montpellier in Frankreich und Dublin in Irland.

Matías Bevilacqua, der technische Leiter von CFLAbs, einem der Unternehmen, die das Zentrum aufbauen sollen, wurde...

schon einmal des Handels mit geheimen Daten angeklagt [...] und hat vertrauliche Daten von fast allen staatlichen Institutionen manipuliert und verkauft.

El País bedauert, dass ein ehemaliger Hacker an einem so wichtigen Projekt beteiligt sein darf.

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