Es war eine besondere Immobilienmesse kurz vor Weihnachten in Rio de Janeiro. Rund 1.000 Angebote für Häuser und Wohnungen hatten die Immobilienfirmen aus Portugal mitgebracht. Doch ihr stärkstes Angebot waren nicht etwa Luxusvillen an der Algarve, sondern eine Dreingabe für jeden, der eine portugiesische Immobilie kauft: eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, nicht nur für Portugal, sondern für ganz Europa.
„Goldenes Visum“ nennt der Volksmund mittlerweile das Gesetz, das die Regierung im Oktober verabschiedet hat. Es ist ein groß angelegtes Programm, um Investoren außerhalb Europas nach Portugal zu locken – und damit frisches Kapital, das helfen soll, Portugal aus der Krise zu ziehen. Seit dem Frühjahr 2011 bekommt das Land Geld aus dem Rettungsfonds von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds. Doch die Reformen, die Portugal im Gegenzug umsetzen soll, kommen nur langsam voran. Das Volk rebelliert gegen den Sparkurs, das Privatisierungsprogramm läuft nur schleppend an.
Nun sollen die Einwanderer helfen. Außenminister Paulo Portas hat monatelang versucht, seine Partner in der EU von der Idee zu überzeugen. Das war nicht leicht. Denn das Bleiberecht gilt auch für den Rest der EU-Länder. Die Investoren, die Portugal anlockt, könnten theoretisch also auch nach Paris, Berlin oder Madrid ziehen.
Deshalb sind die Hürden hoch. Die Investoren müssen entweder mindestens eine Million Euro in eine portugiesische Gesellschaft investieren oder mindestens 30 Arbeitsplätze im Land schaffen. Oder aber sie kaufen selbst eine Immobilie im Wert von mindestens 500.000 Euro. Ist eine dieser Bedingungen erfüllt, gibt es zunächst für zwei Jahre ein „Initial“-Visum. Daraus kann eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung oder sogar ein portugiesischer Pass werden, wenn die Investoren länger als fünf Jahre ihr Kapital im Land halten.
Das Gesetz zielt vor allem auf Investoren aus den ehemaligen Kolonien Brasilien, Angola oder Mosambik...