Ex-Ministerpräsident Adrian Năstase wegen Korruption verurteilt

Veröffentlicht am 21 Juni 2012 um 13:58

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Der ehemalige sozialdemokratische Ministerpräsident (2004-06) Adrian Năstase ist vom Obersten Gerichtshof in Bukarest zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Ihm wurde die Veruntreuung von 1,5 Millionen Euro vorgeworfen, die als Wahlkampfspenden von Unternehmer kamen, welche an einem Kongress 2004 teilgenommen hatten.

Als Polizisten ihn von seinem Domizil abholen wollten, schoss sich der 61-Jährige mit einer Pistole in den Hals. Nach dem Selbstmordversuch wurde der Schwerverletzte in ein Bukarester Krankenhaus gebracht.

Die sei „ein beispielloses Urteil in Rumänien“ seit dem Fall des Kommunismus, betont Adevărul, während auf dem Nachrichtenportal Hotnews Vlad Mixich notiert, dass damit das Ende einer Epoche eingeläutet wurde, die damals begann:

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Heute habe ich erfahren, dass niemand unantastbar ist, weder die Reichen noch die Parteifunktionäre. Heute hat mich mein Land gelehrt, dass so etwas möglich ist. Heute ein erst ist aus der Revolution von 1989 eine Evolution geworden.

Hotnews berichtet des Weiteren, dass Năstases Anwälte angekündigt haben, sich an den Europäschen Gerichtshof für Menschenrechte zu wenden, da es ihrer Meinung nach ein politischer Prozess gewesen sei:

Manche sagen, es ein politischer Prozess gewesen; andere, dass er zu schnell wieder freikommt. Doch heute — heute erst — ist das alles nebensächlich, denn heute erst hat meine Generation erfahren können, dass so etwas überhaupt möglich ist.

„Der Anfang ist gemacht“, jubelt seinerseits România liberă. „Die korrupten Spitzenpolitiker können sich schon mal auf schlaflose Nächte vorbereiten. Ihnen ist es zu verdanken, dass die rumänische Justiz heute unter der Aufsicht der europäischen Institutionen steht.“

Weniger enthusiastisch notiert Jurnalul National, dass mit Adrian Năstase ein „Exempel statuiert“ werden sollte:

Eine rituelle Hinrichtung, die acht Jahre lang [vom aktuellen Präsidenten] Traian vorbereitet und von dessen Wählern erwartet wurde. Mit der ersten Gefängnisstrafe eines Regierungschefs — der zufälligerweise auch noch der fähigste Ministerpräsident war — hat man die Büchse der Pandora geöffnet. Den Ministern und Ex-Ministern muss klar werden, dass ihnen bei jedem Wechsel des politischen Regimes nun Gefängnis droht.

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