Hat der nationalkonservative Ministerpräsident Viktor Orbán endlich einen Widersacher gefunden, der ihm gewachsen ist? Bei der von der Opposition veranstalteten Demonstration zum Jubiläum des Volksaufstands vom 23. Oktober 1956 kündigte der ehemalige Ministerpräsident Gordon Banjai (2009-2010) die Gründung eines Wahlbündnisses an.
„Hoffnungsvolle Linkssympathisanten, enttäuschte Rechte, politisch verlassene Freidenker und engagierte Grüne“ bilden das Bündnis Együtt 2014 (Gemeinsam 2014) und bereiten sich auf die Parlamentswahlen von 2014 vor. Ziel ist es, Orbáns „nationale Revolution“ zu beenden. Die oppositionelle Presse hat zwar dasselbe Ziel, scheint jedoch in der Art der Durchführung geteilter Meinung zu sein.
Die Wochenzeitung Magyar Narancs ist geradezu enthusiastisch:
Seit 2010 kann die Opposition zum ersten Mal optimistisch sein. In Bajnai hat sie einen erfahrenen, kommunikationsgewandten, pro-europäischen Anführer gefunden, der ein echter Rivale für Viktor Orbán zu sein scheint. Bis jetzt hat er noch nicht viel gesagt, aber wenigstens ist er ehrlich und überzeugend.
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Die linksliberale Tageszeitung Népszabadság schreibt, dies sei...
der Anfang von etwas. [...] Wir haben noch zwei Jahre, um unseren Wunsch zu verwirklichen und Orbán loszuwerden. Doch jetzt haben wir den ersten Schritt getan.
Die liberale Wochenzeitung HVG unterstützt Banjai zwar, ist aber eher skeptisch:
Für einen echten Regimewechsel wäre ein Wirtschafts- und Sozialprogramm nötig, das den europäischen Anforderungen entspricht. Doch die Massen und die linksgerichteten Organisationen, die Bajnai beklatschen, wollen das nicht. Und wenn sie erfahren, was dieser Marktverfechter genau will, werden sie ihn logischerweise auch nicht mehr wollen.
Das entspricht auch ungefähr dem, was der linksgerichtete Philosoph Gáspár Miklos Tamás in Élet És Irodalom schreibt:
Es besteht kein Zweifel, dass die Opposition, wenn sie an die Macht kommt, die Sparpolitik fortführen muss.
Für die konservative Presse sind die Dinge deutlich einfacher: Die Tageszeitung Magyar Nemzet beschreibt Banai als „Mann des internationalen Finanznetzwerks“ und erinnert daran, dass er „nie vom Volk gewählt wurde“.