„Merkel-Hollande: Europa neu erfinden“: So fasst Politikwissenschaftlerin Anne-Marie Le Gloannec im Figaro die Herausforderung an den neuen französischen Staatspräsidenten und die deutsche Bundeskanzlerin zusammen. Die beiden sollen sich am 15. Mai in Berlin zum ersten Mal treffen. Doch „zahlreiche Unbekannte bleiben bestehen und die Wolken ziehen auf“:
Unbekannt ist etwa, ob der neue Präsidenten willens ist, die Ausgaben zu kürzen [...] Es kommt auch darauf an, ob François Hollande bereit ist, auf Eurobonds zu verzichten und die Rolle der EZB abzuändern.
Dabei, so nuanciert Anne-Marie Le Gloannec „sind Kompromisse wahrscheinlich:
Der der Fiskalpakt wird nicht neu ausgehandelt werden, sondern man wird sich vielmehr auf einen Pakt über strukturelles Wachstum einigen, dessen grobe Züge François Hollande bereits umrissen hat, sowohl für Europa als auch für Frankreich.
Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!
Alles wird die beiden Politiker „einander näher bringen“, versichert auch La Croix:
Zunächst die Grundsätze. In einem vereinten Europa ist nichts möglich, wenn Frankreich und Deutschland uneinig sind. Auch der Pragmatismus. [...] Die politische Krise in Griechenland erfordert, dass man sich nicht in Grundsatzstreitereien verliert. Und zuletzt noch ein bisschen Realismus, den man aus den Inneren Angelegenheiten der beiden Länder schöpft.
Auf deutscher Seite fragt die Süddeutsche Zeitung:
Ist damit das deutsch-französische Tandem am Ende? Keineswegs. Hollande wird sich mäßigen, die Bundesregierung sich bewegen. François Hollande hat keine geo-politischen und auch sonst keine an Napoleon oder Mitterrand erinnernden Visionen vorgelegt.
In einem anderen Kommentar erklärt die Tageszeitung, François Hollande sei „eine neue Chance“ für Merkel. Sie „werden entweder als Bewahrer oder als Abwickler des Euro – und damit der europäischen Integration – in die Geschichte eingehen. Sie sind von ihrem ersten Treffen an zum Erfolg verdammt. Dieser Druck darf ganz Europa Hoffnung machen.“
Interessiert Sie dieser Artikel?
Er ist dank der Unterstützung unserer Community frei zugänglich. Die Veröffentlichung und Übersetzung unserer Artikel kostet Geld. Um Sie weiterhin unabhängig informieren zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung.
Abonnieren oder Spenden
Seit den 1980er Jahren und der Finanzialisierung der Wirtschaft haben uns die Akteure der Finanzwirtschaft gelehrt, dass sich hinter jeder Gesetzeslücke eine kurzfristige Gewinnmöglichkeit verbirgt. All das und mehr diskutieren wir mit unseren Investigativ-Journalisten Stefano Valentino und Giorgio Michalopoulos. Sie haben für Voxeurop die dunklen Seiten der grünen Finanzwelt aufgedeckt und wurden für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Veranstaltung ansehen >