Eigentlich wollte er die Franzosen miteinander versöhnen. Das hatte François Hollande zumindest im Wahlkampf versprochen. Doch stattdessen hat er schon im ersten Amtsjahr mit der „Ehe für alle” seine Landsleute gegeneinander aufgebracht und wieder angefacht, was der Historiker Emile Poulat den „Krieg der zwei Frankreich“ taufte.
Seit Frankreich, die „älteste Tochter der Kirche”, zunächst die Kirche von der Schule (1882) und dann vom Staat (1905) trennte, schwelt der Streit zwischen jenen, die im Namen des „Fortschritts“ und der „Moderne” diese „Laizität” rechtfertigen, und den anderen, die darin einen Angriff auf die gottgegebene, gewachsene Gesellschaftsordnung sehen.
Obwohl ”beide Frankreich” vielfältigen Wandlungen unterlegen sind, kann der die Gesellschaft spaltende Konflikt immer wieder aufbrechen - wie jetzt anlässlich der geplanten Einführung der Homosexuellen-Ehe. [...]
Seit die Linksregierung unter Premierminister Ayrault den Gesetzentwurf vorgestellt hat, mit dem homosexuellen Paaren das Recht auf Eheschließung und Adoption gegeben werden soll, kommt die Nation von neuem nicht zur Ruhe. [...] Nicht nur in der Hauptstadt Paris, überall im Land organisieren sich die Verfechter der traditionellen Familie. „Ein Vater und eine Mutter, es gibt nichts Besseres für ein Kind” steht auf ihren Spruchbändern.