Ljubjana vom Zypern-Syndrom erfasst?

Veröffentlicht am 10 April 2013 um 13:45

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Wird Slowenien nach Zypern das nächste Opfer der Bankenkrise, wie seit mehreren Monaten befürchtet wird? Selbst wenn die Lage der slowenischen Banken besorgniserregend ist, so geben sich „die OECD und die Europäische Kommission optimistisch“, dass sich das Land aus eigenen Kräften aus der brenzligen Situation befreien kann, wie die Tageszeitung Večer titelt. Und dies trotz einer Wachstumsprognose von minus 2,1 Prozent für 2013.

So schreibt die Tageszeitung aus Maribor, dass

Slowenien kein Rettungspaket der Eurozone braucht. Doch langfristig müssen Strukturreformen umgesetzt werden, wie die OECD gestern in ihrem Bericht zur wirtschaftlichen Lage Sloweniens betonte. In ihrem ersten Bericht 2011 konzentrierte sich die Organisation noch auf Reformen im Bildungssystem, diesmal unterstreicht sie die Notwendigkeit von Reformen im Bankensystem, sowie einer Umstrukturierung des Wohlfahrtstaats.

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Die Financial Times gibt sich nicht so gelassen und zögert nicht, einen Vergleich mit Zypern heranzuziehen:

Wie im Fall Zypern rühren die Probleme aus einem wackeligen Bankensystem her. Das ex-kommunistische Land hat bisher nicht seine Banken komplett privatisiert. Und letztere sind extreme Risiken eingegangen und haben Unternehmen mit staatlicher Beteiligung eine Vorzugsbehandlung eingeräumt. Mit der Rezession kamen die Grenzen der komfortablen Verflechtung zwischen Politik und Banken ans Licht. Toxische Kredite stellen 14 Prozent der Banken-Portfolios dar — umgerechnet 7 Milliarden Euro. [...] Ministerpräsidentin Alenka Bratušek betonte erneut, dass der Vergleich mit Zypern unfair sei. Sie hat Recht: Der slowenische Bankensektor ist 1,4 Mal größer als die Wirtschaftsleistung des Landes, während er in Zypern das BIP um das Siebenfache übersteigt. Sloweniens Verschuldung ist hoch, aber deutlich geringer als die Zyperns.

In ihrem Panorama der „kleinen Volkswirtschaften, die unter der Krise leiden“, wie Malta, Lettland und Luxemburg, schreibt die Schweizer Tageszeitung Le Temps dennoch, dass „der dringendste Fall Slowenien bleibt“:

Im Zuge der Zypern-Krise sind die Kosten der Kreditaufnahme für slowenische Staatsanleihen am 28. März auf fast sieben Prozent gestiegen. Das Land muss rund eine Milliarde Euro auftreiben, um die bis Juni fälligen Verbindlichkeiten zu erfüllen. [...] Unter der Leitung von Alenka Bratušek geht die Regierung das Bankenproblem nun frontal an. Sie kündigte eine Rekapitalisierung der Banken, sowie die Schaffung einer „Bad Bank“ an, welche die toxischen Kredite von geschätzten 7 Milliarden Euro übernehmen und bis Juni operativ sein soll.

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