Lohnt sich die Monetarisierung von Biodiversität in der EU?

Noch bis zum 19. Dezember läuft in Montreal die COP 15. Finanz- und Umweltorganisationen kritisieren die sogenannte „nature positive economy”, in der Biodiversität wie jede andere Ware gehandelt wird. Europa solle dies nicht weiter unterstützen und stattdessen die bisherige Regulierungspolitik beibehalten.

Veröffentlicht am 15 Dezember 2022 um 10:41
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Über ein Viertel der Land- und Meeresfläche Europas besteht aus Schutzgebieten im Natura-2000-Netz und mit der Festlegung neuer Gebiete soll dieses noch erweitert werden. Doch bei der Frage, ob eine solche Monetarisierung von Biodiversität tatsächlich sinnvoll ist, teilen sich die Ansichten der Expertinnen und Experten: Während die Umweltorganisation WWF und das Weltwirtschaftsforum Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt mit der Kampagne „Business for nature” dazu drängen, die Mindestanforderungen für und die Abhängigkeit von Biodiversität anzukurbeln, haben sich über 110 Expertinnen und Experten in einem offenen Brief gegen die „nature positive economy” positioniert.

„Hinter dem harmlos klingenden Namen steht der Startschuss für die Zerstörung der Biodiversität mittels bedeutungsloser Geldwerte des Ökosystems und dem Handel mit Umweltfreundlichkeit”, so Frederic Hache, Gründer vom Green Finance Observatory und Unterzeichner des offenen Briefs. Die philosophische Debatte um den Wert der Natur ist ein Überbleibsel des imperialistischen Umgangs mit Ökosystemen und mittlerweile nicht mehr als ein wirtschaftlicher Diskurs.

Die Unterzeichner sind der Ansicht, das „nature positive”-Narrativ begünstige „eine bedeutungslose Monetarisierung der Natur” und den Handel mit Maßnahmen zum Umweltschutz. Solch ein Handel sei aber „oft verboten teuer oder kaum umsetzbar innerhalb realistischer Zeiträume”, außerdem drehe es „sich dabei nicht darum, die Zerstörung einzudämmen, sondern im besten Falle zu ersetzen”.

Weiter schreiben sie, der Handel mit Biodiversität habe bereits„“oft in Landnahmen, Streitereien um Land und Menschenrechtsverletzungen resultiert” und verschiebe „für unsere Zukunft wesentliche Entscheidungen in der Umweltpolitik auf den Finanzmarkt mit seinen altbekannten irrationalen Stimmungsschwankungen.” 


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