Merkel geht zu weit

Veröffentlicht am 31 Januar 2012 um 14:07

“Die Frau, die in die Kälte kam.” Der Titel der Süddeutschen Zeitung fasst das kühle Echo zusammen, mit dem die deutsche Presse Angela Merkels Einsatz beim EU-Gipfel an diesem 30. Januar kommentiert.

Wohl konnte wohl in nur zwei Monaten und fasst ganz alleine ihren Fiskalpakt gegen ihre 26 Partner durchsetzen. Dafür muss sie jetzt gegen “das Image der bösen deutschen Sparkommissarin kämpfen”, bemerkt Spiegel Online. In Europa sind die Ängste vor einer Fremdherrschaft geweckt.

Schuld daran ist ihr Vorschlag einen Haushaltskommissar nach Athen zu schicken, um die Griechen zur Ordnung ihrer Konten zu zwingen. Politisches Gift, nennt das der Spiegel, “Eingeständnis des Scheiterns” stimmt der Tagesspiegel zu. Nur allzu gut versteht die Berliner Tageszeitung, dass in Athen Assoziationen mit einem “Gauleiter” munter sprießen:

Wäre es also nur die mangelnde historische Sensibilität, mit der die Deutschen die Griechen brüskieren, ließe sich das mit etwas diplomatischem Geschick sicher heilen. Aber so ist es eben nicht. Der Vorschlag ist nicht nur unsensibel, sondern er illustriert, dass diese Währungsgemeinschaft offenkundig keine mehr sein soll. Jetzt geht es Reich gegen Arm, Stark gegen Schwach. Das Papier, das die Bundesregierung den anderen Euro-Staaten vorgelegt hat, ist das Eingeständnis des Scheiterns. [...]

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Die Griechen haben doch schon die Troika aus IWF, EU und EZB im Land, sie brauchen nicht auch noch einen Peter Zwegat, der ihnen alles auf einer Flipchart vorrechnet. Das Hilfspaket, um das es jetzt geht, soll kurzfristig eine Balance herstellen, damit sich mittelfristig Strukturreformen durchsetzen lassen und Wachstum entsteht. Dafür braucht es viel Geld, Zeit und, ja, auch Vertrauen.

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