Heute keine Milliarde verdient. Trader in der Frankfurter Börse, Mai 2010.

Politik gegen Spekulanten

Die Hedgefonds, denen vorgeworfen wird, gegen den Euro zu spekulieren, konnten im Mai keine Gewinne erzielen, stellen Beobachter fest. Grund dafür sind die Maßnahmen der Union gegen die Währungsangriffe und die schlechte Finanzmarktlage der letzten Wochen.

Veröffentlicht am 7 Juni 2010 um 15:44
Heute keine Milliarde verdient. Trader in der Frankfurter Börse, Mai 2010.

Die Eurokrise hat im Monat Mai gegen alle Erwartungen keine Gewinne für die Investoren eingebracht, denen vorgeworfen wird, von der Krise zu profitieren und diese noch mit Investmentfonds, die auf Zinsfluktuationen und die Abwertung von Staatsanleihen spekulieren, zu verschlimmern. Diese Investmentfirmen mit ihrer sogenannten "Global Macro"-Strategie hatten im letzten Monat sogar Verluste von 0,92 Prozent zu verzeichnet, gibt das amerikanische Büro Hedge Fund Research bekannt. Seit Beginn des Jahres haben die Fonds, die sich über die Krise bereichern wollten, ihren Kunden Verluste von einem Prozent eingebracht, während die meisten alternativen Investmentfonds ihren Wert halten konnten (-0,3 Prozent). "Das ist keine Katastrophe, solche Gewinnfluktuationen sind bei den ’Macro’-Fonds völlig normal", spielt Eric Bissonnier, Mitarbeiter der in Nyon ansässigen und in Hedgefonds spezialisierten Firma EIM, herunter.

Mehrere Fonds kurz vor dem Zusammenbruch

Noch Mitte April vertraute der legendäre Investor an der Spitze von Moore Capital, Louis Bacon seinen Kunden an, dass die "interessanteste Investition" beim "möglichen Zusammenbruch der europäischen Währungsunion" zu machen sei. Moores Hauptfonds hatte aber in den ersten Mai-Wochen ungewöhnlich hohe Verluste von nahezu acht Prozent erlitten, erklärt ein Investor, der aufgrund dieser vertraulichen Zahlen nicht zitiert werden möchte. Die Agentur Bloomberg gibt ihrerseits an, dass der Hauptfonds von Brevan Howard, dem größten Hedgefonds in Europa, in den ersten drei Maiwochen keinerlei Gewinne erzielen konnte. Auch der Advantage-Fonds von John Paulson, der durch die "Subprime"-Krise reich wurde, hat nahezu sieben Prozent seines Wertes verloren. Dieser Zusammenbruch hinterlässt den Eindruck, dass die europäischen Länder das "Primat der Politik gegenüber den Finanzmärkten" durchgesetzt haben, wie sich Kanzlerin Angela Merkel am 5. Mai vor dem Bundestag ausdrückte.

Europa fährt sein neues Geschütz auf

Die Realität sieht etwas komplizierter aus. Viele dieser sogenannten Spekulationsfonds haben "im März und April viel Geld eingebracht und konnten ihren Wert im Mai oft noch steigern. Von Wetten auf eine griechische Staatspleite sind sie nun auf den Euro und die europäischen Börsen übergegangen", erläutert Laurent Chevallier, Investor bei Eurofin Capital in Genf. Diese Wetten wurden von dem mit 750 Milliarden Euro dotierten Rettungsplan, der von der Union am 9.Mai verabschiedet wurde, und von der Europäischen Zentralbank, die die von Verlustwetten mittels Blankoverkauf oder Kreditversicherungen, den "credit default swaps" (CDS), betroffenen Staatsanleihen aufkauften, vereitelt.

Fehlende Einheit

Laut Experten kann aber die Mobilisierung der europäischen Regierungen und der EZB gegen die Spekulationsattacken nicht allein Grund für die Verluste der sogenannten "Global Macro"-Fonds sein. Die auf die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder den Zusammenbruch der Eurozone spekulierenden Investoren ebenso wie jene, die sich solchen Wetten enthalten haben, sahen sich in Wahrheit ganz anderen Schwierigkeiten gegenüber: die europäischen Märkte, genauso wie Wall Street erlebten den schlimmsten Mai seit 1940.

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Banken auf der schwarzen Liste

Die verwirrenden letzten Wochen relativieren ein wenig die von den Hedgefonds gespielte Rolle in der Eurokrise. Eine andere, von den EU-Verantwortlichen angekündigte Maßnahme habe die Hedgefonds zurückweichen lassen: die einer Reglementierung durch die EU-Regierungen. Die Niederlage der Spekulationsfonds könnte aber von kurzer Dauer sein. Schon seit einigen Wochen haben sie die Zielscheibe gewechselt und versuchen nun, den wesentlich anonymeren Währungsmarkt zu plündern. Vor allem hat sich ihre Einschätzung der Lage in Europa kaum geändert. "Die Sichtweise der Spekulanten bleibt weiterhin negativ und das Wetten auf den Wertverlust des Euro ist ein deutliches Zeichen dafür", erklärt Alexandre Poisson, Direktor von HDF International. Um solche Überzeugungen zu entschärfen braucht es mehr als einen schlechten Monat Mai. (mz)

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