„Berliner Puppenspieler“, titelt Cicero. Das Monatsmagazin druckt eine Recherche in der „verschwiegensten Szene der Republik“, dem Netz der Spindoktoren. Ihre Kunden sind Politiker und Unternehmen auf der Suche dem „aufpolierten Profil“. Da wäre zum Beispiel der Energieriese Eon, der die Agentur PRGS damit beauftragt hatte, in aller Diskretion den Boden für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke zu bereiten. Greenpeace kam aber an den internen Schlachtplan: Dem Konzern wurde empfohlen, beharrlich „den Schulterschluss zwischen Kernkraft und erneuerbaren Energien“ zu betonen, damit ließen sich „die emotionalen Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigen“.
Ohne Überraschung ziehe die Branche, wo gepflegte Adressbücher die Hartwährung sind, viele Politikveteranen an. Eine ehemalige Grünen-Abgeordnete verdinge sich da für die Atom-Lobby, eine ehemalige Gesundheitsministerin bei der Pharmaindustrie. Und die Presse? „Zahnlos, geradezu handzahm“, bestätigt ein Spindoktor. Die Presse wolle so viele Fertig-Geschichten haben, dass die Agenturen mit dem Erfinden gar nicht hinterherkämen. „Wenn eine Tageszeitung für ihre Medienredaktion das Tagesbudget bereitstellt, dass ich am Abend in Schumanns Bar ausgebe, darf ich mich als Leser nicht wundern, wenn mir die PR-Klamotten meiner Kollegen zum Frühstück vorgesetzt werden.“