Was geschah in Russland zwischen Freitag, dem 23. und Samstag, dem 24. Juni? In der Nacht zum 23. hatte Jewgeni Prigoschin, ehemaliger Straftäter, Geschäftsmann und Anführer der Wagner-Truppe, 20-25.000 Männer zum Aufstand gegen Putin aufgerufen, der zu einem Bürgerkrieg in Russland hätte führen können. Seit Wochen bereits hatte Prigoschin das russische Militär beschuldigt, die Arbeit seiner Soldaten zu untergraben und sie sogar absichtlich ins Visier genommen und getötet zu haben. Auch der offiziellen Version über die Gründe für die "militärische Sonderoperation" Russlands in der Ukraine hatte er widersprochen.
Während Wladimir Putin die Aktion verurteilte und Sanktionen gegen die "Verräter" ankündigte, eroberten die Wagner-Söldner die Militäranlagen der Stadt Rostow am Don, bevor sie sich langsam nach Moskau vorarbeiteten und einen Angriff auf die russische Hauptstadt befürchten ließen. Doch der Aufstand war nicht von Dauer: Am späten Samstagnachmittag kündigte Prigoschin nach einer Vermittlung durch den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko den Rückzug seiner Truppen und das Ende des Aufruhrs an. Über den Inhalt der Verhandlungen wurde nichts bekannt, ebenso wenig wie über die wahren Beweggründe von "Putins Koch".