Eine Tiefpumpe in Rumänien (Foto: Tudor Prisăcariu)

Schwarzes Meer, der neue Persische Golf?

Seit der Internationale Gerichtshof Rumäniens Herrschaft über einen Teil des Schwarzen Meeres bestätigt hat, würde sich das Land gern als das neue Eldorado für die weltweiten Erdöl- und Erdgasunternehmen sehen. Die Verhandlungen haben bereits begonnen.

Veröffentlicht am 23 Februar 2010 um 14:17
Eine Tiefpumpe in Rumänien (Foto: Tudor Prisăcariu)

Auf die rumänische Projektausschreibung haben die weltweit größten Erdölkonzerne geantwortet. Schon bald wollen sie im Schwarzen Meer nach Mineralölen suchen und diese fördern. 2009 profitierte Rumänien vom Urteil des Internationalen Gerichtshofes im Streitfall mit der Ukraine, das über die Trennungslinie der kontinentalen Platte des Schwarzen Meeres entschied. Die nun Rumänien gehörenden 9.700 km² beherbergen nach Expertenmeinungen 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas und zehn Millionen Tonnen Erdöl.

Das für das kommende Frühjahr von der Landesagentur für Mineralvorräte (NAMR) ausgeschriebene Projekt zur Erforschung und Förderung von dreißig möglichen Standorten in Rumänien ist das wichtigste Projekt seit fünfzehn Jahren. Fünf Gebiete liegen im Schwarzen Meer, ganz in der Nähe der Schlangeninsel. Die weltweit größten Unternehmen sind auf die potentiellen Erdöl- und Erdgasvorräte aufmerksam geworden. Schließlich nehmen die Vorräte auf der ganzen Welt ständig ab.

Bieter von nah und (vor allem) fern

Laut Informationen der NAMR haben bisher zwanzig Unternehmen und Konzerne Daten und Analysen zu den entsprechenden Gebieten gekauft. Zu ihnen gehören: ExxonMobil (USA), Total (Frankreich), Hunt Oil (USA), Lukoil (Russland), OMV Petrom (Rumänien), Romgaz (Rumänien), Audax Resources (Australien), Blackstairs Energy (Irland), MOL und Expert Petroleum (Ungarn-Rumänien)...

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Nach Eingang aller Angebote wird der Gewinner für jedes Gebiet im Juli bekanntgegeben. Wichtigstes Entscheidungskriterium: Die Höhe der Investitionen. Jedoch werden auch technisches Können und die Auswirkung auf die Umwelt ausschlaggebend sein. Wenn die Bukarester Regierung ihr Einverständnis erteilt, könnten die Erdöl-Abkommen Februar 2011 in Kraft treten.

Bald wichtigste Quelle Europas?

Der US-amerikanische Sonderberichterstatter für Energiefragen in Eurasien – Richard Morningstar – wies schon im September 2009 (anlässlich des Black Sea Energy and Economic Forum in Bukarest) darauf hin, dass sich im Schwarzen Meer möglicherweise bedeutende Mineralölvorkommnisse verbergen. Der im Saal anwesende Hunt Oil-Chef Tom Cwikla erklärte, Europa müsse seine eigenen Energieressourcen entwickeln. Nun steht der Name des von ihm geführten Unternehmens auf der Liste der NAMR. "Das Schwarze Meer verfügt über beachtliche Vorkommnisse, welche Europas wichtigste Quelle sein könnten", lautet das Urteil des Präsidenten des staatlichen türkischen Erdölkonzerns TPAO – Mehmet Uysal.

Schon 1969 begann man die rumänische Kontinentalplatte zu erforschen. 1980 entdeckte man erstmals Erdöl. Sieben Jahre später startete die Produktion. Gegenwärtig fördert Petrom Rumänien in zwei Meereszonen, die 18 Prozent seiner Produktion von Erdöl und -gas liefern. Gleichzeitig untersucht Midia Resources (Rumänien) zwei Gebiete im Schwarzen Meer, wo die Produktion 2011 oder 2012 anlaufen soll.

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