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Die Tage mit Mama

Sie fühlt, wie die Zeit vergeht. Langsam. Anna Fredriksson zählt die Tage und streicht sie im Kalender ab. Sie ist in freiwilliger Quarantäne mit ihrer 95-jährigen Mutter. Alles beginnt am 13. März 2020 und endet am 1. Oktober, als ihre Mutter in ein Pflegeheim für demenziell erkrankte Menschen umzieht. Dies ist das schwedische Tagebuch von 193 Tagen während der Coronavirus-Pandemie.

Veröffentlicht am 7 Februar 2021 um 11:00
Photo: Anna Fredriksson

Tag 1

13. März 2020

Ich entscheide mich sofort.

Das Virus breitet sich in der schwedischen Bevölkerung aus. Das steht zweifelsfrei fest. Ich habe praktisch schon seit Weihnachten mit dir zusammengelebt, während wir auf einen Platz in einem Pflegeheim für demenziell erkrankte Personen warten. Aber nach einem langen, unabhängigen Leben würdest du lieber hier zuhause bleiben und du hast gerade das dritte Angebot der Gemeinde ausgeschlagen. Vermutlich war das ein guter Platz, vollkommen in Ordnung. Ich habe es mir angesehen. Du wolltest noch nicht einmal hineingehen, bliebst draußen sitzen. Im Zimmer der Pflegedienstleiterin brach ich in Tränen aus. Danach bedauere ich, dass ich mich derart gehen ließ und denke, das ist kein guter Anfang. Überhaupt nicht. Daher akzeptiere ich dein „Nein“ und legitimiere es. Gleichzeitig weiß ich, dass es so nicht weitergeht. Wir müssen eine Lösung finden.

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