Tag 1
13. März 2020
Ich entscheide mich sofort.
Das Virus breitet sich in der schwedischen Bevölkerung aus. Das steht zweifelsfrei fest. Ich habe praktisch schon seit Weihnachten mit dir zusammengelebt, während wir auf einen Platz in einem Pflegeheim für demenziell erkrankte Personen warten. Aber nach einem langen, unabhängigen Leben würdest du lieber hier zuhause bleiben und du hast gerade das dritte Angebot der Gemeinde ausgeschlagen. Vermutlich war das ein guter Platz, vollkommen in Ordnung. Ich habe es mir angesehen. Du wolltest noch nicht einmal hineingehen, bliebst draußen sitzen. Im Zimmer der Pflegedienstleiterin brach ich in Tränen aus. Danach bedauere ich, dass ich mich derart gehen ließ und denke, das ist kein guter Anfang. Überhaupt nicht. Daher akzeptiere ich dein „Nein“ und legitimiere es. Gleichzeitig weiß ich, dass es so nicht weitergeht. Wir müssen eine Lösung finden.
Dann ändert das Virus plötzlich alles. Ich schließe mein eigenes Haus in Stockholm ab, bitte die Nachbarin, meine Pflanzen zu gießen und den Briefkasten zu leeren, und ziehe 330 Kilometer nach Süden. Ich ziehe um. Nach Hause zu dir. In das Zimmer, in dem ich als Mädchen aufgewachsen bin. Natürlich sieht es jetzt vollkommen anders aus, aber dennoch ist es mein Kinderzimmer. Wir bestellen den Pflegedienst eine Zeitlang ab. Sie bringen immer noch täglich das Mittagessen, stellen es aber auf die Treppe.
„Ich verstehe, dass hier große Gefühle im Spiel sind, aber ich glaube, dass dir nicht ganz klar ist, welche Folgen das haben wird“, sagt mein Partner beim Abschied.
Nein, das ist mir nicht klar. Trotzdem ist es eine leichte Entscheidung. Alles was ich weiß, ist: Ich will nicht, dass du krank wirst und erstickst. Wir haben inzwischen erfahren, dass das Virus die Lungen befällt. Es macht Angst.