Volkswagens Diesel-„Rückruf“ hat in Westeuropa mehr Erfolg

Der Volkswagen-Konzern muss die vom Dieselgate betroffenen Verbraucher davon überzeugen, die illegale Abschalteinrichtungen aus ihrem Auto entfernen zu lassen. Dabei ist er in Westeuropa weitaus erfolgreicher als in Osteuropa.

Veröffentlicht am 11 März 2018 um 23:15

Volkswagen fällt es in Westeuropa wesentlich leichter als in Osteuropa, die vom Dieselgate betroffenen Verbraucher davon zu überzeugen, die illegalen Abschalteinrichtungen aus ihrem Auto entfernen zu lassen. Demzufolge fahren in der EU immer noch über zwei Millionen VW-Diesel-Pkw, deren Software noch nicht aktualisiert wurde.

VW hatte der Europäischen Kommission versprochen, alle 8,5 Millionen betroffenen Fahrzeuge bis Herbst 2017 mit dem Software-Update zu versehen, obwohl nicht ganz klar ist, was diese Aktualisierung genau mit sich bringt. Auch wenn bekannt wurde, dass VW sein Versprechen nicht einhalten konnte, veröffentlichte die Kommission kürzlich Update-Zahlen der meisten Mitgliedstaaten.

Am erfolgreichsten war die Update-Kampagne im VW-Heimatland Deutschland, wo 91 Prozent der Eigentümer eines Dieselgate-Fahrzeuges zum Update in die Werkstatt gingen. Allerdings sind die Erfolgsquoten in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, wobei die auffälligste Differenz ein Ost-West-Gefälle ist.

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Am schlechtesten schneidet Rumänien mit nur 30 Prozent ab, gefolgt von Polen (37 Prozent), der Slowakei (39 Prozent), Kroatien (46 Prozent) und Griechenland (46 Prozent). Daten aus Bulgarien, Ungarn, Irland, Lettland, Slowenien und Ungarn fehlen, d. h. rund eine Million Autos.

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Ein Sprecher der Brüsseler Verbraucherorganisation Beuc hatte keine sofortige Erklärung für den Ost-West-Unterschied, verwies jedoch auf einen aktuellen Bericht der EU-Kommission über das Verbrauchervertrauen. Daraus geht hervor, dass das allgemeine Vertrauen in den Einzelhandel in den meisten osteuropäischen Staaten am geringfügigsten ist. „Das sind beunruhigende Ergebnisse“, meint der niederländische liberale Europa-Abgeordnete Gerben-Jan Gerbrandy, Mitverfasser des Untersuchungsberichts des Parlaments zum Emissionsskandal.

Gegenüber EUobserver erklärt er in einer E-Mail, dass mehr Forschung nötig sei, um die Unterschiede besser zu verstehen. Glasklar aber ist, dass die Dieselgate Rückrufe von Automobilherstellern hinter dem Zeitplan zurückliegen.“ Gerbrandy merkt auch an, dass er Zweifel daran habe, was der Rückruf tatsächlich in Bezug auf die Umweltvorteile bringe. „Wir müssen zu obligatorischen Rückrufaktionen in allen Mitgliedstaaten übergehen, die auf europäischer Ebene koordiniert werden. Nicht nur Software-Updates, sondern auch Hardware-Updates müssen vorgeschrieben werden, wenn wir wirklich sauberere Autos auf den Straßen haben wollen, die endlich dem Gesetz entsprechen“, meint er.

Die Rückrufaktionen sind nicht in allen Mitgliedstaaten obligatorisch. Die höchsten Erfolgsquoten finden sich in Ländern mit einem vorgeschriebenen Rückruf. Es gibt jedoch auch Länder mit einem freiwilligen Rückruf, die besser abschneiden als einige verpflichtende Länder. Zwischen den vier VW-Marken Volkswagen, Skoda, Seat und Audi gibt es erhebliche Unterschiede (siehe Grafiken unten).

Die Zahlen wurden kürzlich auf einer obskuren EU-Website veröffentlicht. Den Abgeordneten des Europäischen Parlaments hat die Kommission in einem Dokument einen Link zur Webseite zur Verfügung gestellt. Darin werden die Fragen ehemaliger Mitglieder des Untersuchungsausschusses des Parlaments zum Abgas-Skandal beantwortet. Es ist nicht klar, welche Auswirkungen der VW-„Rückruf“ genau haben wird, und es gibt Berichte, die besagen, dass das Auto die Umwelt nach dem Update noch stärker verschmutzt. Die gemeinsame Forschungsstelle der EU (Joint Research Centre) stellte fest, dass ein Volkswagen Tiguan nach der Entfernung der Abschalteinrichtung mehr Abgas ausstößt. Im vergangenen Monat berichtete die niederländische Tageszeitung NRC Handelsblad, dass ein niederländisches Forschungsinstitut ein „abweichendes Abgasverhalten“ bei VW-Dieselfahrzeugen festgestellt habe, bei dem die Abschalteinrichtung entfernt worden sei.

Die Zahlen basieren auf den Angaben, welche die Mitgliedstaaten bei der Europäischen Kommission eingereicht haben. Die Zahlen für Kroatien, Zypern und Griechenland wurden zuletzt im Oktober 2017 aktualisiert; für Dänemark und Finnland im Dezember 2017, für Belgien, Bulgarien, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Litauen, Luxemburg, Lettland, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowakei, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich im Januar 2018; und für Portugal im Februar 2018.

Cet article est publié en partenariat avec the European Data Journalism Network

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