Vorzeigeprojekt Desertec wenig glanzlos

Veröffentlicht am 4 April 2013

Fünf Jahre nach Beginn der Umsetzung des Desertec-Projektes in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika „mangelt es an Resultaten“, meldet Spiegel Online.

Das Projekt setzt auf die Energiepotentiale der Wüstenländer, um alle Regionen der Welt dauerhaft mit sauberer Elektrizität zu versorgen. Nun aber steht es in der Kritik, vor allem, weil die Bewohner der Wüstenregionen sich fragen, inwiefern ihnen das Projekt vor Ort nutzt, beklagen Menschenrechtsorganisationen.

Nach Meinung dieser Organisationen müssen die Bewohner vor Ort stärker in das Projekt eingebunden werden. Zumal die eigentlichen Pläne „aus einem Hinterzimmer des Club of Rome“ stammen, einem „Gremium, in dem vorwiegend alte Männer über die Rettung der Welt sinnieren“, kommentiert Spiegel Online ironisch. „Nach dem Arabischen Frühling wollen wir die Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Mitbestimmung aufnehmen und die Zivilgesellschaft einbeziehen - nur so kann Desertec gelingen", erklärte ein Verantwortlicher der deutschen NGO Germanwatch.

Außerdem weist die Nachrichtenseite darauf hin, dass die private Industrie-Initiative „Desertec Industrial Initiative“ (DII) gegen stetig wachsende Konkurrenz kämpft. Die Desertec Initiative wurde 2009 gegründet, um das Energieprojekt in Nordafrika und im Nahen Osten umzusetzen. Für 2015 plant der britische Photovoltaik-Entwickler Nur Energie nun die Konstruktion eines solarthermischen 2000-Megawatt-Kraftwerks in Tunesien, dessen solargewonnene Elektrizität anschließend nach Italien transportiert werden soll.

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Laut einem Verantwortlichen ist das Projekt schon weit fortgeschritten:

Die tunesischen Partner sind gefunden, die Vereinbarungen mit dem Netzbetreiber in Italien unterschriftsreif. [...]. Zudem kann man viele Komponenten vor Ort fertigen lassen. [...] So bleiben bis zu 60 Prozent der Gesamtinvestitionen im Land. [...] Und obendrein sollen bis zu 1000 permanente Jobs in der Region“ geschaffen werden.

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