Welches Spiel treibt Walesa ?

Veröffentlicht am 1 Juni 2009

Haben Lech Walesa und die anti-europäische Libertas-Partei von Delan Ganley etwas gemeinsam ? Das ist nicht ganz klar, aber eins ist sicher : es geht hier um Geld. Und nicht um Peanuts. Michal Karnowski der polnischen Tageszeitung Dziennek schreibt, dass der Ex-Vorsitzende von Solidarnosc und polnische Alt-Staatspräsident eine Million Dollar erhalten soll, um bei Veranstaltungen der Libertas aufzutreten. Das allein sorgt nicht für Kontroversen, denn schließlich kassieren viele Ex-Politiker oft stattliche Summen, um an Veranstaltungen teilzunehmen. Ein lukratives Geschäft. Doch bei ihm handelt es sich um das Symbol des Freiheitskämpfers, nicht nur für Polen, sondern für ganz Europa.

Genau dieses Symbol hat sich Declan Ganley für eine Million Dollar gekauft, und damit die Legitimität, die seine Partei dringend braucht. Der irische Millionär hat sich "ein Wappen der Freiheit" geleistet, "unter dem er jetzt seine Ideen zur Schau stellen kann", bedauert Karnowski. In Polen, wo Walesa heute schon einen Platz in der Geschichte besitzt, dem absolut nichts Abbruch tun kann - auch diese Affäre nicht -, ist die Sache vielleicht ohne größere Bedeutung. Aber in Frankreich, Deutschland oder Irland bekommt die Angelegenheit Symbolcharakter. Walesa selbst scheint es nicht klar zu sein, auf was er sich da eingelassen hat. Für ihn ist der Auftritt für Ganley nur "ein Geschäft. Kaum erledigt, schon vergessen." Doch in Wahrheit, meint Karnowski, habe Walesa, indem er mit Libertas anbandelte, die europäischen Eliten herausgefordert. Und vieles deute darauf hin, dass er aus dieser Schlacht nicht siegreich hervorgehen wird. "Sollte Ganley, dank Walesas Unterstützung, mehr als zwanzig Sitze im Europaparlament erringen, so wird das niemand vergessen", sagt der Kommentator des Dziennek voraus. Für ihn bedeutet die Allianz des ehemaligen Solidarnosc-Chefs mit Declan Ganley nur eines: "sein politisches Ende in Europa."

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