Wo Big Pharma das Gesetz macht

Veröffentlicht am 22 Oktober 2010

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„Warum ist Aspirin bei uns so teuer?“ titelt die Zeit und erklärt warum die Pharmaindustrie in Deutschland ihre Preise diktiert wie sonst nirgendwo. Der Klassiker Aspirin koste in England 2 Cent, 14 in Tschechien, 20 in Deutschland. Medikamente wie die Antibabypille Yasmin, die Bayer für über 100 Länder weltweit produziert, sind in Deutschland so teuer, das der Markt für Reimporte über beispielsweise Portugal boomt. Laut der OECD geben die Deutschen ein Fünftel mehr für Medikamente aus als der Durchschnitt der anderen Mitgliedsländer.

Zwei Gründe dafür: Deutschland gilt auf Grund seiner Größe als Referenzmarkt, an dem andere Länder ihre Regulierungen orientieren – oft mit niedrigeren Preisen. Daher sei der deutsche Markt und sein Preisniveau für die Unternehmen so wichtig, erklärt eine Verbandsvertreterin der Wochenzeitung. Und dann ist da noch das Preismonopol. Bis heute diktieren die Hersteller patentgeschützter Medikamente den Krankenkassen die Preise“, erinnert die Zeit. Das Zulassungsverfahren ist schnell und einfach. „Solche paradiesischen Zustände für Pillenproduzenten [gibt es] in Europa sonst nur noch auf Malta oder in Dänemark.“ Nach einer Änderung der Lage sieht es nicht aus; die Interessen der „mythischen“ deutschen Pharmaindustrie lägen Politikern immer noch am Herzen, aggressives Lobbying erledige den Rest.

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