Es ist noch Platz. Containerschiff im Hamburger Hafen (Photocapy)

Container in Seenot

Einst war der Güterverkehr auf dem Meer der Puls der Globalisierung, auch ihr größter Profiteur. Dann kam die Wirtschaftskrise. Nachfrage und Preise stürzen in den Keller, die Häfen füllen sich mit unbeschäftigten Schiffen ohne Ladung. Der Wettbewerb hat sich verschärft, einige fürchten ein Blutbad unter den Reedereien, andere sichern sich mit Hilfe finanzstarker Großkonzerne. Aber alle blicken auf den Überlebenskampf der Hamburger Hapag-Lloyd.

Veröffentlicht am 14 August 2009
Es ist noch Platz. Containerschiff im Hamburger Hafen (Photocapy)

40 Meter hoch, 363 Meter lang, Platz für 11.400 Container, die mit 100.000 PS von Asien nach Europa bewegt werden. Die "Andromeda" fährt heute zu zwei Drittel beladen aus dem Hamburger Hafen aus "Das ist noch ganz ordentlich", sagt ein Kapitän den Spiegel-Journalisten Alexander Jung, Thomas Schulz und Wieland Wagner in ihrem Lagebericht zur Containerwirtschaft. "In diesen Zeiten jedenfalls". "In diesen Zeiten", das will heißen, dass es dem Gütertransport nicht gut geht. Nach dem Boom der Jahrtausendwende machen die Reederein Millionen Verluste. Die deutsche Vorzeige-Reederei Hapag-Lloyd erwischt es kalt. Reserven hat sie keine, ausreichend Aufträge auch nicht. Grundsätzlich gilt plötzlich: "Im Westen wird nicht mehr genug konsumiert, im Osten zu wenig produziert", schreibt das Nachrichtenmagazin. "Die neuen Riesenschiffe sind nun viel zu groß für ihre Ladung." Und das Schlimmste steht für die deutschen Reeder noch aus: "Mitte 2008 waren noch 1550 neue Schiffe bestellt. Abbestellungen werden nicht akzeptiert." Und während es in den Häfen Asiens, der USA und Europas immer ruhiger wird, werden eben diese mit Milliardenprogrammen hochgerüstet, für den einst erwarteten Andrang – auch in Hamburg, das sein Ausbauprogramm erstmal zurückgestellt hat. "'Warum auch', sinniert ein Hamburger Schifffahrtsmanager, 'soll man Milliarden verbuddeln für Schiffe, die vielleicht niemals kommen'".

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